Die Fraktionsvorsitzende der Linken in Hessen, Janine Wissler, hat mit "NSU 2.0" unterzeichnete Drohmails bekommen. "Es war eine klare Bedrohung gegen mein Leben", sagte die stellvertretende Bundesparteivorsitzende. Es seien vor einiger Zeit zwei Mails gewesen. Zunächst hatte die Frankfurter Rundschau darüber berichtet. Die Staatsanwaltschaft war am Freitagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Mit "NSU 2.0" unterzeichnete Drohschreiben hatte wiederholt auch die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız bekommen. Sie vertrat im NSU-Prozess Nebenkläger aus den Familien von Opfern der rechtsextremen Mordserie. In den Schreiben wurde ihr und ihren Angehörigen der Tod angedroht.

Bei den Ermittlungen nach den ersten Drohschreiben gegen die Anwältin stellte sich heraus, dass ihre persönlichen Daten von einem Computer in der Dienststelle des 1. Polizeireviers in Frankfurt abgerufen worden waren. Auch eine Chatgruppe mehrerer Beamter mit mutmaßlich rechtsextremen Inhalten wurde entdeckt. "Der Autor der Schreiben an Wissler unterstreicht die Drohung, indem er persönliche Daten von ihr verwendet, die nicht öffentlich zugänglich sind", schreibt die Frankfurter Rundschau.

Ermittlungen wegen mutmaßlichem Anschlag auf Linken-Politikerin in Bayern

Der Staatsschutz ermittelt zudem nach einem mutmaßlichen Anschlag auf eine Bezirksrätin der Linkspartei in Bayern. Ein unbekannter Täter habe Bezirksrätin Stefanie Kirchner am vergangenen Sonntagabend von hinten angriffen und dabei die Linkspartei beschimpft, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. Die Politikerin habe sich selbst befreien können. Der genaue Sachverhalt müsse noch ermittelt werden.

Nach Angaben des bayerischen Landesverbands der Linken befand sich Kirchner am späten Sonntagabend in Kösching auf einem Spaziergang, als der mit einem Messer bewaffnete Mann sie von hinten angegriffen und stranguliert habe. Kirchner habe Würgemale am Hals, sagte ein Sprecher der Linken. Mit Tritten habe sich die Kommunalpolitikerin befreien und fliehen können, nach der Attacke habe sie sich im Krankenhaus behandeln lassen.

Linken-Chefin Katja Kipping erklärte, sie wünsche der Bezirksrätin "viel Kraft und eine schnelle Genesung". Kipping machte die rechte Szene für den Angriff verantwortlich. "Wir lassen uns nicht von rechten Gewalttätern einschüchtern." Der Angriff sei ein Angriff auf die gesamte Linke und auf deren politische Werte.