Die Bundestagsabgeordnete der Linken, Helin Evrim Sommer, hat nach Angaben ihrer Partei ebenfalls eine Morddrohung erhalten. Der Parlamentarierin sei angedroht worden, es werde ihr ebenso ergehen wie dem ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU), teilte die Partei der Nachrichtenagentur AFP mit. Sommer habe rechte Gewalt bereits zuvor erleben müssen, sagte Parteichef Bernd Riexinger.

"Wiederholt gab es Versuche, ihr Leben mit Manipulationen am Auto in Gefahr zu bringen, 2010 wurde ihr Auto angezündet", sagte der Linke-Chef. Er warf der Polizei vor, die Bedrohung nicht ernst genug genommen zu haben. So sei Sommer erst in der vergangenen Woche darüber informiert worden, dass bereits 2010 bei Neonazis in Berlin-Neukölln Datenträger mit Todeslisten gefunden worden seien, auf denen auch ihr Name und der ihres Mannes gestanden hätten.

Es stelle sich die Frage, "was noch alles an Informationen über rechte Umtriebe ohne Konsequenzen in Polizeiarchiven lagert", sagte Riexinger. Hier müsse die Polizei dringend aktiv werden, Menschen auf Todeslisten warnen und unverzüglich Schutz anbieten.

Zuletzt hatten die hessische Linksfraktionschefin Janine Wissler und weitere Linke-Politikerinnen Drohmails erhalten, die mit "NSU 2.0" unterzeichnet worden waren. Nach Vorwürfen, Informationen zur unerlaubten Abfrage von Daten aus Polizeicomputern seien nicht weitergegeben worden, trat der hessische Landespolizeipräsident Udo Münch zurück. Innenminister Peter Beuth schließt nicht aus, dass es bei der hessischen Polizei ein rechtes Netzwerk gibt. Ein Sonderermittler soll für Aufklärung sorgen.