Der offizielle Beginn des Gerichtsprozesses gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump in der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Der bisher geplante Prozessbeginn am 20. Mai sei aufgehoben, kündigte die zuständige Richterin Aileen Cannon am Dienstag in einem Schreiben an. Grund dafür seien offene Rechtsfragen. Damit gilt als unwahrscheinlich, dass der Prozess vor der Präsidentenwahl im November beginnt.

Im vergangenen Jahr hatte eine sogenannte Grand Jury aus Geschworenen einer Anklage gegen Trump zugestimmt. Die Anklageschrift gegen Trump umfasst 37 Punkte; 31 davon fallen unter den Espionage Act, das Spionagegesetz der USA. Zudem werden dem ehemaligen Präsidenten unter anderem die Beteiligung an einer Verschwörung zur Behinderung der Justiz sowie Falschaussage vorgeworfen. Trump ist der erste ehemalige (oder amtierende) Präsident, der auf Bundesebene angeklagt wird.

Gesetzeswidrige Aufbewahrung von Geheimdokumenten

Trump wird in diesem Fall die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchst sensibler Informationen aus seiner Zeit als Präsident (2017 bis 2021) vorgeworfen. Im August 2022 hatte die Bundespolizei FBI Trumps Villa in Florida durchsucht und mehrere als streng geheim eingestufte Dokumentensätze beschlagnahmt. Vorgeworfen wird Trump auch eine Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen: So soll er versucht haben, mithilfe von Mitarbeitern Material aus Überwachungskameras verschwinden und Kisten mit Dokumenten wegschaffen zu lassen. 

Zudem soll Trump Geheimdokumente auf seinem Anwesen in Florida achtlos und unverschlossen aufbewahrt haben. Das Justizministerium veröffentlichte Fotos von Kisten, die unter anderem auf dem Marmorfußboden in einem Badezimmer Trumps gestapelt waren, rund um die Toilette herum. Sie reichten fast bis an den Kronleuchter heran. Zwei Dokumente zeigte Trump offenbar auch anderen Personen ohne entsprechende Sicherheitsfreigabe; sie enthielten Pläne für einen Angriff auf den Iran sowie eine militärische Karte.

Zuständige Richterin sieht noch klärungsbedürftige Rechtsfragen

Die in dem Dokumentenverfahren zuständige Richterin Cannon ist einst von Trump ernannt worden. Kritiker werfen ihr vor, das Verfahren zu verschleppen und Anträge in Zeitlupe zu bearbeiten. Als Begründung für die Verschiebung des Prozessbeginns schrieb Cannon, dass die Festlegung eines Verhandlungstermins zum jetzigen Zeitpunkt "unüberlegt" wäre. Es gebe zu viele offene Rechtsfragen, die noch zu klären seien. Es bedürfe entsprechender Vorbereitungen und Zeit, diese vollständig und fair zu behandeln, um diesen Fall einer Geschworenenjury vorzulegen.

Die jetzige Entscheidung ist ein Erfolg für den Republikaner, da dieser im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfs versucht, einen möglichen Prozessbeginn so weit wie möglich hinauszuzögern. Trump muss sich aktuell auch vor einem Gericht in New York im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin verantworten.