Die italienische Regierung will dem E-Fuels-Kompromiss zum Verbrenner-Aus noch nicht zustimmen und dringt auf eine Verschiebung. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf italienische Regierungsvertreter. Demnach soll die für Dienstag geplante formale Billigung der EU-Mitgliedsstaaten verschoben werden. Die Staaten benötigten mehr Zeit, um die Einigung zu prüfen.

Im vergangenen Oktober hatten EU-Parlament, EU-Kommission und der EU-Rat der Mitgliedsstaaten das Verbot neuer Verbrennerautos ab 2035 ausverhandelt und beschlossen. Dann aber blockierte die Bundesregierung auf Betreiben der FDP wochenlang den Beschluss: Bundesverkehrsminister Volker Wissing forderte eine Ausnahme für Autos, die mit E-Fuels, emissionsfreien Kraftstoffen, betankt werden.

Der nun erzielte Kompromiss sieht vor, dass künftig eine eigene E-Fuels-Klasse für Autos geschaffen wird, die allein durch die synthetischen Kraftstoffe betrieben werden. Dafür soll ein konkretes Verfahren vereinbart werden, das allerdings erst nach der Billigung des bisherigen Plans als Ergänzung erarbeitet werden soll. Dabei soll die EU-Kommission auch festlegen, wie E-Fuels-Autos zu den Klimazielen beitragen.

Das ganze Ergänzungspaket soll dann über einen sogenannten delegierten Rechtsakt beschlossen werden. Dieser kann zwar von Parlament oder Ministerrat blockiert werden, allerdings müsste dies mit eigenen Mehrheiten geschehen.

Italien will Ausnahme auch für Biosprit

Diesem Kompromiss stimmten an diesem Montag auch die EU-Botschafter zu und machten damit den Weg frei für einen endgültigen Beschluss der neuen Regelung durch den EU-Ministerrat am Dienstag. Die schwedische Ratspräsidentschaft twitterte dazu: "Der Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten (Coreper) hat zugestimmt, dass die Einigung über CO₂-Standards für Autos zur endgültigen Annahme auf die Tagesordnung des Rats für Telekommunikation, Verkehr und Energie gesetzt wird."

Italien aber folgt nun dem Beispiel Deutschlands und forderte nicht nur Sonderregeln für E-Fuels, sondern auch für Verbrennerautos, die Biosprit nutzen. Die Regierung in Rom hatte zusammen mit den Regierungen von Polen und Tschechien die Bundesregierung bei ihrer Blockadehaltung unterstützt. Nun aber hätte Italien – selbst bei einer Unterstützung von Polen und Tschechien – keine eigene Blockade-Macht im EU-Rat der Mitgliedsstaaten.

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Zweifelhafter Klimaschutz durch E-Fuels und Biokraftstoffe

Unter Experten sind E-Fuels und Biokraftstoffe umstritten. E-Fuels etwa werden mithilfe großer Mengen grünen Stroms, Wasserstoffs sowie mit CO₂ aus der Atmosphäre produziert. Solche Kraftstoffe gelten deshalb als klimaneutral, obwohl sie am Auspuff CO₂ ausstoßen. Sie gelten aber auch als ineffizient und teuer. Ohnehin gibt es bislang keine nennenswerte Produktion; die wenigen Mengen sollen später vor allem im Schiffs- und Flugverkehr eingesetzt werden, der anders als Autos nicht einfach auf Strom umstellen kann.

Biokraftstoffe wiederum basieren auf einem pflanzlichen Ursprung, etwa Rapsöl. Sie gelten aber nicht als klimaneutral.