Ein Gericht in Quito hat dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange die ecuadorianische Staatsbürgerschaft entzogen. Als dem gebürtigen Australier 2017 die Staatsbürgerschaft verliehen wurde, seien verwaltungsrechtliche Fehler gemacht worden, berichtete die Zeitung El Comercio unter Berufung auf ein Verwaltungsgericht in der ecuadorianischen Hauptstadt.

Assanges Anwalt Carlos Poveda kündigte an, Rechtsmittel gegen die erstinstanzliche Entscheidung einzulegen. Das ecuadorianische Außenministerium teilte mit, das Gericht sei "unabhängig vorgegangen". Von Behördenseite wird argumentiert, das Einbürgerungsschreiben für Assange habe Unstimmigkeiten enthalten.

Anwalt Poveda kritisierte, die Entscheidung sei ohne einen gerechten Prozess getroffen worden. Assange habe nicht vor Gericht erscheinen dürfen. "An dem Datum, an dem (Assange) vorgeladen wurde, war er seiner Freiheit beraubt und mit einer gesundheitlichen Krise in dem Freiheitsberaubungszentrum, in dem er festgehalten wurde", sagte Poveda. Er werde Berufungen einreichen, um eine Klarstellung der Entscheidung zu bekommen.

Assange befindet sich derzeit im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh und kämpft dagegen, in die USA ausgeliefert zu werden. Auch US-Präsident Joe Biden hält an dem Auslieferungsantrag für Assange fest. Die Vereinigten Staaten werfen ihm vor, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und auf der Internetplattform WikiLeaks veröffentlicht zu haben. Damit sei das Leben von Informanten in vielen Ländern in Gefahr gebracht worden. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 50-Jährigen bis zu 175 Jahre Haft.

Julian Assange - Was hat dieser Mann getan? Mit WikiLeaks enthüllte Assange potenzielle Kriegsverbrechen, die USA werfen ihm Spionage vor. Vorerst bleibt er im Hochsicherheitsgefängnis in London. Ein Erklärvideo

Bemühungen um Freilassung bisher erfolglos

2012 war Assange vor der Auslieferung in Ecuadors Botschaft in London geflüchtet. Dort erhielt er Asyl und 2017 auch die ecuadorianische Staatsbürgerschaft. Die Regierung des südamerikanischen Landes plante damals, Assange einen Diplomatenstatus zu verleihen und ihn so sicher aus der Botschaft bringen zu können. Später kam es allerdings zu Spannungen zwischen Quito und Assange. Die ecuadorianische Regierung kassierte 2019 den Asylstatus und Assange wurde wegen des Verstoßes gegen Kautionsauflagen von der britischen Polizei festgesetzt und nach Belmarsh gebracht.

Vor Bundeskanzlerin Angela Merkels (CDU) Reise in die USA Mitte Juli hatten Politiker und Journalisten die Bundeskanzlerin gebeten, sich für die Freilassung von Assange einzusetzen. Auf der Agenda des Besuchs bei US-Präsident Joe Biden stand der Fall Assange allerdings nicht. Der politische Gefangene wurde am 3. Juli 50 Jahre alt. Der WikiLeaks-Gründer gilt als suizidgefährdet und leidet seiner Verlobten Stella Morris zufolge unter "tiefer Depression".