Ausländische Studenten an US-Universitäten, die im Wintersemester wegen des Coronavirus ausschließlich Onlinekurse anbieten, sollen nach dem Willen der US-Regierung das Land verlassen. Die US-Einwanderungsbehörde ICE teilte mit, an solchen Universitäten immatrikulierte Ausländer müssten ausreisen oder an eine Hochschule wechseln, die persönliche Vorlesungen abhalte. Ansonsten drohe ihnen die Ausweisung.

Ausländern, die ihr Studium an einer von Herbst an ausschließlich online lehrenden Hochschule aufnehmen wollten, werde kein Visum ausgestellt. Die Einreise ins Land werde ihnen nicht gestattet. Hochschulen, die den Unterricht teils online, teils physisch fortsetzten, müssten ihren ausländischen Studenten darüber einen Nachweis ausstellen, dass diese in so vielen physischen Unterrichtseinheiten wie möglich eingeschrieben seien. Den Studenten drohten andernfalls Abschiebeverfahren sowie weitere Maßnahmen, warnte die Behörde.

Betroffen von der Neuregelung sind Studenten, die ein F-1-Studentenvisum besitzen oder beantragen wollen. Sie gilt aber nach ICE-Angaben auch für Kursteilnehmer an nicht akademischen beruflichen Bildungseinrichtung wie etwa Flugschulen (M-1-Visum). Die Behörde teilte mit, damit werde eine wegen der Ausbreitung des Virus für das vergangene Sommersemester geschaffene Ausnahmeregelung modifiziert, die wegen der Ausbreitung des Coronavirus mehr Onlinekurse erlaubt habe, als eigentlich für Ausländer gestattet sind.

Harvard hält alle Kurse online ab

Rund 5,5 Prozent der Studenten in den USA sind Ausländer. Die Studiengebühren, die sie bezahlen, machen einen wichtigen Teil der Einnahmen an vielen Universitäten des Landes aus. Die meisten internationalen Studenten in den USA stammen aus China, Indien, Südkorea, Saudi-Arabien und Kanada.

Wegen der Coronavirus-Pandemie verlegten die Universitäten in den USA ihre Kurse im März ins Internet. Wie es im neuen akademischen Jahr ab Herbst weitergehen soll, haben die meisten Hochschulen noch nicht entschieden. Einige renommierte Hochschulen, darunter die Harvard-Universität, haben jedoch bereits angekündigt, auch nach den Sommerferien mit einem reinen Onlinelehrplan fortzufahren. Auch an der zwischen New York und Philadelphia gelegenen Universität Princeton werde "der meiste Unterricht" online stattfinden. Wie der Sender CNN berichtete, könnten Tausende ausländische Studenten an Universitäten oder Teilnehmer an beruflichen Trainingsprogrammen betroffen sein.

US-Präsident Donald Trump hatte im vergangenen Monat bereits die Aussetzung verschiedener Arbeitsvisa verfügt. Zugleich weitete er den Stopp legaler Einwanderung bis zum Jahresende aus, was im Wesentlichen Ausländer betrifft, die sich um eine Greencard für den dauerhaften Aufenthalt in den Vereinigten Staaten bemühen. Hintergrund für die Verfügung war die hohe Arbeitslosigkeit infolge der Corona-Pandemie in den USA.

In den USA steigen die Coronavirus-Zahlen derzeit weiter dramatisch an. Am Montag überschritt die Zahl der Todesfälle durch Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus die Marke von 130.000, wie aus der von der Johns-Hopkins-Universität geführten Corona-Statistik hervorging. Die Zahl der Infektionen lag demnach bei mehr als 2,8 Millionen. Die USA sind das weltweit am schwersten von der Pandemie betroffene Land.