UN-Generalsekretär António Guterres hat nach gewaltsamen Protesten in Äthiopien zur Ruhe aufgerufen. Wie sein Sprecher Stéphane Dujarric sagte, ermahnte Guterres alle Beteiligten, die Spannungen in dem Land nicht zu schüren. Demnach begrüßte Guterres auch die Verpflichtung der äthiopischen Regierung, die Verantwortlichen für den Tod des prominenten Sängers und Aktivisten Hachalu Hundessa zur Rechenschaft zu ziehen. Die äthiopischen Staatsmedien berichteten von insgesamt 200 Festnahmen im Zusammenhang mit den Unruhen. Demnach ging die Regierung von einem koordinierten Versuch aus, Unruhe zu schüren.

Das Auswärtige Amt zeigte sich "besorgt und erschrocken" über die Berichte über Ausschreitungen, Tote und Festnahmen. "Wir fordern alle Beteiligten zu Gewaltfreiheit und zu Dialog auf", teilte ein Sprecher mit. Die Menschenrechte müssten in dieser kritischen Situation gewahrt werden. "Gewalt darf nicht straflos bleiben."

Die Proteste in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und der Oromia-Region wurden durch den Tod Hachalus ausgelöst, der Anfang der Woche erschossen wurde. Hachalu ist für seine politischen Lieder bekannt und wird von vielen Oromo als Verfechter der Bevölkerungsgruppe angesehen.

Bei den gewaltsamen Protesten starben nach Angaben der Behörden mehr als 90 Menschen. Zudem wurden zwei Menschen bei Hachalus Beerdigung in Oromia getötet, wie die regierungsnahe Nachrichtenseite Walta Info berichtete. In Addis Abeba kehrte das Leben zuletzt weitgehend zurück zur Normalität, obwohl das Internet weiter abgeschaltet war.

Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat. Die Oromo sind dort zwar die größte ethnische Gruppe, fühlen sich aber seit Jahren marginalisiert.