Nach dem Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke haben Tausende Menschen in Dresden und Berlin für Demokratie und gegen Gewalt demonstriert. Etwa 3.000 Dresdnerinnen und Dresdner versammelten sich am frühen Sonntagabend im Stadtteil Striesen. Dort war Ecke am Freitagabend von vier jungen Männern beim Aufhängen von Wahlplakaten zusammengeschlagen worden. Kurz zuvor hatte mutmaßlich dieselbe Gruppe in der Nähe bereits einen 28-jährigen Wahlkampfhelfer der Grünen angegriffen und verletzt.

Vor dem Brandenburger Tor versammelten sich laut einer Sprecherin der Berliner Polizei Teilnehmer in einer Anzahl im "unteren vierstelligen Bereich". Dazu gehörten auch Politiker wie SPD-Chef Lars Klingbeil, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Grünenchefin Ricarda Lang.

Zwei Bündnisse hatten nach den Attacken für Sonntag zu spontanen Demonstrationen in Berlin und Dresden aufgerufen. Das Internetportal Zusammen gegen Rechts und das Bündnis Wir sind die Brandmauer Dresden veröffentlichten entsprechende Aufrufe auf ihren Instagram-Kanälen. "Gewalt hat keinen Platz in unserer Demokratie!", hieß es darin.

In Dresden sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Ostdeutschland habe 1989 die Demokratie erstritten und erkämpft. "Und wir werden nicht weichen gegen diejenigen, die die Demokratie verächtlich machen." Und man werde erst recht nicht weichen, "wenn einer von uns Gewalt erfahren muss", sagte die Politikerin. "Wir sind das Volk."

Politiker verschiedener Parteien demonstrieren gemeinsam

Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Pohlandplatz waren unter anderem die Bundesvorsitzende der SPD, Saskia Esken, Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Letztere sprach von einem Angriff auf die Demokratie,"von Rechten und Verächtern mit entgrenzter Sprache, mit Verhöhnung und mehr und mehr mit Angriffen gegen Demokratinnen und Demokraten". Roth schloss: "Das lassen wir nicht zu."

Sachsens Innenminister Armin Schuster sprach auf der Bühne von einem "gemeinsamen Signal" über Parteigrenzen hinweg. Man sei bei den Ermittlungen in den letzten 24 Stunden "all-in" gegangen, sagte der CDU-Politiker. Inzwischen hat sich ein 17-Jähriger der Polizei gestellt und gestanden, dass er der Angreifer sei. Die Identität von drei weiteren Tatverdächtigen ist noch nicht geklärt. 

"Wir werden dafür sorgen, dass alle Täter ihrer Strafe zugeführt werden", sagte Schuster. Der Vorfall habe eine "neue Intensität". "Es ist ja nicht nur eine gefährliche Körperverletzung, es ist die Beeinträchtigung freier Wahlen in Deutschland", sagte der sächsische Innenminister.