Das private Rettungsschiff "Ocean Viking" ist mit 180 Migranten an Bord am Montag in Porto Empedocle auf Sizilien eingetroffen und durfte am Abend einlaufen. Das teilte die Organisation SOS Méditerranée als Betreiberin mit. Im Hafen sollten die Geflüchteten nach Angaben der italienischen Regierung auf die Quarantänefähre Moby Zaza gebracht werden. Die Regierung hatte am Wochenende nach langem Zögern zugesagt, die Menschen auf dem Quarantäneschiff aufzunehmen.

Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa mussten die Behörden tagsüber zunächst auf der Moby Zaza Platz für die Neuankömmlinge schaffen. Dort waren rund 220 Geflüchtete in Quarantäne untergebracht. 169 von ihnen sollten mit Bussen zu Unterkünften in Crotone in der Region Kalabrien gebracht werden, hieß es.

SOS Méditerranée wiederholte in einer Mitteilung die Forderung, dass zumindest 44 Menschen, die sich in einer psychologischen Notlage befänden, "so schnell wie möglich an einen sicheren Ort an Land" gebracht werden sollten. Die Hilfsorganisation hatte am Freitag den Notstand ausgerufen, nachdem mehrere der Geretteten versucht hatten, sich das Leben zu nehmen. Andere hatten einen Hungerstreik begonnen. Die Situation habe sich derart zugespitzt, dass die Sicherheit der Menschen auf dem Schiff nicht mehr gewährleistet werden könne, hatte die Organisation mitgeteilt. Die Ocean Viking hatte die 180 Menschen am 25. und 30. Juni aus dem Mittelmeer gerettet. Seitdem war das Rettungsschiff auf offener See unterwegs.

Italien und Malta hatten sich zu nicht sicheren Häfen erklärt

Malta und Italien hatten dem Schiff bisher verweigert, einen Hafen an ihren Küsten anzusteuern. Die Besatzung sandte deshalb die dringende Bitte an beide Länder, sie mögen 45 der Geflüchteten, die in besonders schlechter Verfassung sind, aufnehmen. Italien schickte daraufhin am Samstag ein medizinisches Team zur Untersuchung der Flüchtlinge an Bord. Daraufhin genehmigte die italienische Regierung, dass die 180 Menschen auf die Moby Zaza wechseln können.

Italien und Malta hatten sich während der Coronavirus-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Die Regierungen in Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von Schiffen auf, zögern mit der Zuweisung von Häfen aber oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen für die Weiterverteilung der Menschen.

Monat für Monat versuchen Menschen aus Afrika in seeuntüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. In den vergangenen fünf Jahren ertranken dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als 19.000 Menschen – fast 1.300 allein im vergangenen Jahr.