Der Sprache wird in der Debatte um das Gendern oft eine zu große Macht zugestanden. Wie sollte man sie auch nicht überschätzen: Wörter können Welten in uns auffächern. Vertreterinnen und Vertreter der Kognitiven Linguistik haben in den vergangenen Jahrzehnten eindrücklich gezeigt, wie sprachliche Kategorien unser Denken beeinflussen. Die Flüchtlingswelle zum Beispiel, die viel bedrohlicher erscheint, als sie eigentlich ist.

Ein zentrales Argument für das Gendern ist, dass generische Maskulina, also Wörter wie Pianisten, Handwerker und Nachbarn, die für Personen jeglichen Geschlechts verwendet werden, in den Köpfen von Leserinnen und Zuhörern die Vorstellung von Männern hervorrufen. Der Grund springt einem vermeintlich offensichtlich aus den Wörtern entgegen: Sie sind Maskulina. Wie sehr diese Tatsache unser Denken lenkt, ist in der Linguistik allerdings umstritten.