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"Unser Notre-Dame-Moment" Wahrzeichen in Flammen: Die historische "Børsen" in Kopenhagen brennt – wichtige Struktur verbrannt

Turmspitze des Bürogebäude in Kopenhagen stürzt ein
Sehen Sie im Video: Historische Börse in Kopenhagen steht in Flammen – Turmspitze stürzt ein.
Videoquelle: n-tv.de

Die im 17. Jahrhundert errichtete ehemalige Börse in Kopenhagen wird derzeit restauriert. Doch jetzt steht sie in Flammen. Die Feuerwehr ist im Großeinsatz. Wertvolle Gemälde und Kulturgüter werden gerettet. Der Brand erinnert an den in der Pariser Notre Dame 2019. Auch der König äußert sich.

Die "Børsen" in Kopenhagen brennt. Flammen schlagen aus dem Dach des im 17. Jahrhundert errichteten Gebäudes, Rauch steigt in die Luft, wie Bilder zeigten. Die Kopenhagener Feuerwehr schrieb am Dienstagmorgen auf der Plattform X, sie rücke mit einem Großaufgebot in die Slotsholmgade aus, wo sich die Alte Börse befindet. Auch die Polizei sei vor Ort. Das Gebiet um die Brandstelle wurde abgesperrt. Mehrere Gebäude in der Umgebung werden aktuell evakuiert, darunter auch das Finanzministerium, schrieb die Polizei. Die "Børsen" liegt unweit des dänischen Parlaments in der Innenstadt. Auch ein Flügel des Schlosses Christiansborg, in dem mehrere Abgeordnete und Journalisten ihre Büros haben, musste geräumt werden. Auch Stunden, nachdem der Feueralarm einging, waberte Rauch aus dem ausgebrannten Dachstuhl, während die Flammen weiter gelöscht wurden.

Die markante spiralförmige Turmspitze brannte vollständig aus und stürzte ein, berichteten dänische Medien. Mitarbeiter des Gebäudes konnten mehrere wertvolle Kunstwerke retten, darunter ein Gemälde aus dem Jahr 1895, wie der Fernsehsender TV2 und die Zeitung "Ekstra Bladet" berichteten. Sie seien in das nahe gelegene Parlament in Christiansborg gebracht worden. Die Alte Börse beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung.

"Sie ist einer der größten Schätze. Die Wände sind voll mit unbezahlbaren Gemälden, die Bibliothek und die Architektur. Im Moment geht es darum, so viel wie möglich zu retten", sagte Museumskurator Benjamin Asmussen zu TV2. 25 Mitarbeiter des dänischen Nationalmuseums seien auf dem Weg zum Unglücksort.

"Børsen" in Kopenhagen: "400 Jahre dänisches Kulturerbe in Flammen"

Martin Kjærsgaard von der Kopenhagener Feuerwehr sagte TV2: "Alle Personen wurden aus dem Gebäude evakuiert und wir haben gerade mit der ersten Phase der Löscharbeiten begonnen, die noch lange andauern wird." Wie der Sender weiter berichtete, wurde niemand verletzt. Die Brandursache sei derzeit noch unklar. Nach Angaben der Zeitung "B.T." sind mehr als 120 Einsatzkräfte mit den Löscharbeiten beschäftigt.

"Das Feuer ist außer Kontrolle geraten. Wir haben Mühe, es unter Kontrolle zu bringen. Es hat sich auf alle Stockwerke ausgebreitet", sagte Jakob Vedsted Andersen, Leiter des Notfallmanagements der "B.T.". Etwa die Hälfte des Gebäudes stehe in Flammen. "Ein Teil des Daches ist eingestürzt. Wir werden das Feuer in den nächsten 24 Stunden bekämpfen."

"Die 'Børsen' ist stark beschädigt. Ein Teil davon ist unversehrt, aber ein großer Teil des Gebäudes ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Und Räume sind einfach verbrannt", sagte der Einsatzleiter der Kopenhagener Polizei dem Rundfunksender DR. Live-Bilder des DR zeigten, wie Soldaten am Ort des Geschehens eintrafen. Sie sollen die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen.

Tragende Strukturen beschädigt worden. Die Feuerwehr bestätigte, dass das Gebäude zu einem Teil stark verbrannt sei. Von einem Einsturz des gesamten Gebäudes gingen die Einsatzkräfte zunächst aber nicht aus. "Wir sind uns der Einsturzgefahr sehr bewusst", sagte Frank Mikkelsen von der Feuerwehr auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Teil des Gebäudes, der näher zum Parlament liege, sei besonders von intensivem Feuer betroffen. Die Einsatzkräfte kämpften am frühen Nachmittag noch immer gegen die Flammen an, konnten bisher aber ein Übergreifen auf den anderen Teil verhindern.

Der ikonische Spitzturm brannte lichterloh
Der ikonische Spitzturm brannte lichterloh
© Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix Foto/AP / DPA

Das zwischen 1619 und 1640 erbaute Gebäude wird derzeit restauriert. Gerüste umhüllen eines der ältesten Gebäude Kopenhagens. Die Restaurierung soll eine unsachgemäße Renovierung im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen zurückgeben. Aufgrund der Umbaumaßnahmen im Gebäude habe ein erhöhtes Brandrisiko bestanden, sagte Jens Kastvig, Brandexperte beim dänischen Ingenieurverband IDA, der Nachrichtenagentur Ritzau.

Das Gebäude diente bis um 1800 als Warenbörse und war bis 1974 Sitz der Kopenhagener Fondsbörse. Heute dient es als Bürogebäude und Sitz einer der größten Wirtschafts- und Arbeitgeberorganisationen des Landes, Dansk Erhverv.

Menschen in Kopenhagen weinen. "Es ist ein tragischer Tag"

Der dänische Kulturminister Jakob Engel-Schmidt schrieb auf X: "Schreckliche Bilder von der Børsen heute morgen. 400 Jahre dänisches Kulturerbe in Flammen."

Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen äußerte sich ähnlich: "Schreckliche Bilder aus Børsen. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener Notre-Dame-Moment", schrieb er am Dienstagmorgen auf der Plattform X.

Ein Reporter der Zeitung "B.T." berichtete, Passanten seien beim Anblick der Flammen in Tränen ausgebrochen. Viele stehen um das noch brennende Gebäude herum und schauen fassungslos zu, zeigten Bilder. Henrik Grage sagte TV2: "Das ist unsere Notre Dame." "Es ist schockierend. Es ist ein tragischer Tag. Nicht nur für Kopenhagen, sondern auch für Dänemark. Und das am Geburtstag der Königin. Das ist ein trauriger Anblick", sagte er. Grage ist Steinmetz und half beim Wiederaufbau der Schlosskirche nach einem Brand im Jahr 1992. "Wir werden sie wieder aufbauen. Das wird uns gelingen." Die Kirche Notre Dame in Paris brannte 2019 nieder.

Menschen beobachten, wie Feuer und Rauch aus der "Børsen" aufsteigen
Menschen beobachten, wie Feuer und Rauch aus der "Børsen" aufsteigen
© Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix Foto/AP / DPA

Königspaar reagiert auf Brand

Wegen des Brandes wurden einige Feierlichkeiten anlässlich des 84. Geburtstages von Königin Margrethe II. abgesagt. Das Königspaar reagierte auf ebenfalls: "Heute Morgen bot sich uns ein trauriger Anblick. (...) Ein wichtiger Teil unseres architektonischen Erbes stand und steht immer noch in Flammen. (...) Bis heute betrachten wir das historische Gebäude als ein schönes Symbol unserer Hauptstadt und als ein Gebäude, auf das wir als Nation stolz sind. Die Königin und ich möchten all jenen danken, die seit dem frühen Morgen dafür gesorgt haben, dass niemand verletzt wurde, und die dafür gekämpft haben, so viel wie möglich von dem Gebäude und den vielen Kulturschätzen und Kunstwerken zu retten", schrieb König Frederik X. in einer Mitteilung.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen teilte mit: "Børsen ist eines der ikonischsten Gebäude in Kopenhagen. Ein Symbol für 400 Jahre Wirtschaftsgeschichte in Dänemark. Ein unersetzliches kulturelles Erbe. Es tut weh, das zu sehen." Ein Stück Dänemarksgeschichte brenne. "Die dänische Volksseele schmerzt." Zu einem möglichen Wiederaufbau äußerte sie sich zurückhaltend: "Wir müssen darüber erst diskutieren, wenn wir wissen, wie groß die Konsequenzen sind."

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

Quellen: TV2, "Ekstra Bladet", "B.T.", Danmarks Radio, Polizei Kopenhagen auf X, Nachrichtenagentur DPA 

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