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Hamburg Stinkbombe bei Lindner-Auftritt: Besucher verlassen fluchtartig OMR-Halle

Christian Linderns Auftritt bei der Digitalmesse OMR wurde jäh unterbrochen
Christian Linderns Auftritt bei der Digitalmesse OMR wurde jäh unterbrochen
© Imago Images
Nach Kim Kardashian folgt der Bundesfinanzminister: Bei der Digitalmesse OMR ist Christian Lindner zu Scherzen aufgelegt. Doch viele Besucher sind schnell nicht mehr belustigt – und verlassen den Saal.

Und es hatte doch alles so glamourös begonnen. Als Christian Lindner die größte Bühne auf der Digitalmesse OMR betritt, ist mir noch nach Lachen zumute. Denn tags zuvor war auf dieselbe Bühne zur selben Musik noch die weltberühmte Influencerin Kim Kardashian mit Hüftschwung und im hautengen Kleid stolziert. Jetzt ist es der Finanzminister der FDP im Anzug. 

Fünf riesige Bildschirme zeigen sein erfreutes Gesicht in Großaufnahme. Er wirkt bestens gelaunt, ist zu Scherzen aufgelegt. "Früher war die OMR noch klein und die FDP groß, jetzt ist es andersrum", witzelt er und erntet Gelächter. 

Lindner spricht in lauten geübten Sätzen mit überdeutlicher Betonung, als befinde er sich im Bundestag. Er wollte heute gar nicht über Finanzen reden, sagt er. Sondern über künstliche Intelligenz. "Deutschland darf nicht schon wieder eine Innovation verschlafen", sagt er. 

Stinkbombe bei Lindner-Auftritt?

Die ersten Personen stehen auf und gehen. Ich wundere mich ein bisschen. Lindners Tonfall klingt schon etwas anklagend, ja. Aber deshalb gleich den Raum verlassen? Albern. 

Doch das Publikum scheint das anders zu sehen. Viele Besucher in den hinteren Rängen verziehen angewidert das Gesicht. Ich muss lachen über die Mienen, die aussehen, als würde auf der Bühne eine verweste Rattendynastie liegen. Und dann rieche ich es auch. 

Ein übler Geruch dringt in meine Nase. Ich unterdrücke einen Würgereiz, meiner Sitznachbarin scheint es ähnlich zu gehen. Sie guckt mich mit entsetzt aufgerissenen Augen an. "Kotze", flüstere ich. "Spucke", sagt sie.

Immer mehr Menschen verlassen den Raum, ich bleibe erst mal sitzen. Ein Fehler. Der Würgereiz kehrt beim nächsten Atemzug mit Wucht zurück. Meine Augen beginnen zu tränen. Mein Sitznachbar springt auf, die Hand über den Mund gelegt. "Da stimmt doch was nicht", sagt jemand.

Fast alle gehen, nur Christian Lindner bleibt

"Künstliche Intelligenz" höre ich Lindner wie aus weiter Ferne sagen, als mir schwindelig wird und ich schnell meine Tasche vom Boden greife und hinauslaufen muss, um mich nicht zu übergeben.

Neben mir verlassen die anderen Besucher in Scharen den Saal. Der üble Geruch verfolgt uns bis nach draußen. Selbst die Türsteherinnen riechen es noch.

In der Menschenmasse, die sich nun vor dem Eingang versammelt hat, sind sich alle einig: Hier stimmt wirklich etwas nicht. "Es hat bestimmt jemand eine Stinkbombe in die Klimaanlage geworfen", sagt einer. "Wohl eher eine Kotzbombe", sagt eine andere. "Könnten es Furzkissen sein?", fragt eine Frau.

Der Saal hat sich mittlerweile fast komplett geleert. Nur einer lässt sich nicht beirren. Christian Lindner. Wie ihm das bei diesem Geruch gelingt, ist mir ein Rätsel. Offenbar kann auch eine Stinkbombe eine dornige Chance sein.

OMR-Mitarbeiter möchten sich nicht zu dem Geruch äußern. Eine Person, die hier unerkannt bleiben soll, verrät wenig später: Es habe sich wohl um Stinkbomben gehandelt. Das bestätigte später auch eine OMR-Sprecherin. Ein Sanitätsdienst habe die Stinkbombe kontrolliert und sie als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Wer sich den üblen Scherz erlaubt hat, sei unklar. 

Eines muss man Christian Lindner lassen: Seinen Würgereiz kann er gut unterdrücken.

ame

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