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US-Präsident "Man muss dafür nicht verrückt sein": Joe Biden spricht über seine Suizid-Gedanken – und was ihn davon abhielt

US-Präsident Joe Biden
US-Präsident Joe Biden gab sich im Gespräch mit Howard Stern verwundbar
© ZUMA Wire / Imago Images
US-Präsident Joe Biden hatte in seinem langen Leben gleich zwei riesige Tragödien zu durchleben. Eine davon brachte ihn an den Rand des Suizid, wie er nun in einem Interview zugab. 

Der Verlust eines eigenen Kindes ist eine der härtesten Proben, die ein Mensch durchmachen kann. US-Präsident Joe Biden erlebte sie gleich zweimal – und auch den plötzlichen Tod seiner Ehefrau. Im Gespräch mit Radio-Legende Howard Stern erinnert er sich an die dunklen Momente. Und berichtet, wie er es aus dem Tal herausschaffte.

"Es läuft mir kalt den Rücken herunter, Sie auch nur darauf anzusprechen", brachte Stern das Gespräch auf den wohl schmerzhaftesten Tag in Bidens Leben: Am 18. Dezember geriet seine erste Frau Neilia in einen Autounfall – gemeinsam mit den drei Kindern Beau (4), Hunter (3) und Naomi (13 Monate). Nur die beiden kleinen Söhne überleben. Der Verlust seiner Ehefrau und seiner Tochter riss den Präsidenten in ein tiefes Loch.

Joe Biden spricht über Suizidgedanken

"Ich trinke eigentlich nicht, aber ich dachte: Nimm die Flasche Scotch und besauf' dich", erinnert sich Biden an die dunkle Zeit. "Ich habe wirklich darüber nachgedacht. Man muss nicht verrückt sein, um Suizid zu begehen. Wenn man ganz oben war und denkt: Das kommt nie wieder. Für einen kurzen Moment habe ich wirklich gedacht: Geh einfach auf die Delaware Memorial Bridge und springe", gesteht er. 

Doch sein Pflichtgefühl habe den damals gerade erst 30-Jährigen davon abgehalten. "Ich hatte zwei Söhne", erklärt er. Beau und Hunter hätten ihn gebraucht, sie hätten selbst gelitten. Als er wenige Jahre später seine jetzige Ehefrau Jill Biden kennengelernt hätte und diese ihm und den Jungs Liebe und Freude zurück ins Leben gebracht hätten, habe ihm das aus dem Tal geholfen. Heute ist er froh, den Schritt nicht gegangen zu sein. Auch wenn er mit dem Tod Beaus im Jahr 2015 noch ein weiteres Kind zu Grabe tragen musste. 

Ihm ginge es darum, Verständnis für suizidale Gedanken herzustellen, erklärt Biden im Interview. Man dürfe sich dafür keine Vorwürfe machen, an seinem Verstand zweifeln. Stattdessen solle man sich unbedingt therapeutische Hilfe holen, appelliert er an Betroffene.

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Überraschendes Gespräch

Das Interview mit Howard Stern überraschte viele Beobachter. Der Besuch war nicht in Bidens öffentlicher Zeitplanung eingetragen, das sehr offene Gespräch zeigte mitten im Wahlkampf eine sehr verwundbare Seite des Präsidenten. Aber auch eine kämpferische: Er werde seinen Gegner Donald Trump auch in einer Debatte gegenübertreten, kündigte Biden an. Der ließ sich nicht lange bitten. "Ich komme überall hin, wo Sie sich befinden", nahm Trump die Herausforderung auf seinem Dienst Truth Social an. 

Quellen:Howard Stern Show, New York Times, Truth Social

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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