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Krieg in der Ukraine TOS-3 Drachen – Putins Raketenwerfer soll ukrainische Stellungen mit einem Feuerball verschlingen

Das Foto zeigt den Vorgänger TOS-1 auf einer Übung.
Das Foto zeigt den Vorgänger TOS-1 auf einer Übung.
© Pavel Golovkin / AP
Der TOS-3 kann ganze Straßenzüge mit einer Salve zerstören. Die neue Version des schweren Flammenwerfers ist besser geschützt und hat eine viel größere Reichweite als die Vorgänger. Nun kann er außerhalb der Reichweite der ukrainischen FPV-Drohnen bleiben.

Am 8. April kündigte die russische Nachrichtenagentur TASS eine neue Generation des TOS-Werfers an. Das Werk Omsktransmash meldete Patente an. Die ersten Modelle des TOS-3 – Beiname Drakon, Drachen – wurden Anfang April produziert und sollen inzwischen in der Ukraine eingesetzt werden. Schon die bisherigen Modelle TOS-1A Solntsepek und TOS-2 Tosochka setzten den Ukrainern zu, doch der TOS-3 hat die entscheidende Schwäche des Systems überwunden oder zumindest entschärft.

Schwerer Raketenwerfer TOS-3

In Russland firmiert die TOS-Familie unter der Bezeichnung "schwerer Flammenwerfer". Im Westen führt sie in die Irre, weil man sich darunter einen Flammpanzer wie aus dem Zweiten Weltkrieg vorstellt. Ein Panzer, der aus einem Rohr ein brennendes Ölgemisch versprüht und damit auf kleine Distanz alles in Flammen setzt. Die TOS-Geräte sind hingegen Salvengeschütze – also Abkömmlinge des Katjuschas-Raketenwerfers. Sie verschießen allerdings eine besondere Munition. Deren thermobarische Ladung führt zu der starken Einwirkung auf den Gegner.

Grafik des TOS-3 Drakon vom Hersteller
Grafik des TOS-3 Drakon vom Hersteller
© PR

Stark erhöhte Reichweite 

Die dritte Generation hat eine entscheidende Schwäche der Vorgänger überwunden: Die Reichweite war bisher relativ gering. Sie betrug beim TOS-1 nur etwa sechs bis acht Kilometer. Damit befanden sich die Ungetüme immer in Sicht und Reichweite der allgegenwärtigen kleinen Drohnen. Sie konnten so leicht erspäht und ausgeschaltet werden, da die aufsteigenden Raketen leicht zu beobachten sind. Die neue Variante soll dagegen mit Raketen ausgerüstet sein, die 15 Kilometer weit reichen – teilweise werden 25 Kilometer genannt. Damit ist der "Drachen" nicht mehr in der Reichweite der einfachen Drohnen. Schnelles Aufspüren und Zuschlagen ist entscheidend. Die TOS-Systeme sind alle motorisiert und verlagern sich nach dem Abschuss. Weiterhin soll die Elektronik verbessert worden sein und das Ladesystem. Bislang eine Schwäche, das Nachladen dauert lange und erfordert viel Personal. Der TOS-3 bleibt beim Kettenfahrgestell der ersten Serie und kombiniert es mit dem Werfer der Zweiten – die auf einem schweren Allrad-Lkw montiert wurde – mit dem verbesserten Ladesystem. Der Drachen dürfte daher auch außerhalb von befestigten Wegen operieren können. Vermutlich ist das neue System leichter als der TOS-1. Zusätzlich soll er über Jammer zur Drohnenabwehr und über einen serienmäßigen Schutzkäfig verfügen.

Warum ist der TOS-3 "Drachen" so gefährlich?

Die TOS-Werfer verschießen Gefechtsköpfe, die kein anderes System verwendet. Es handelt sich nicht um Splitter-, Cluster- oder Explosionsköpfe, sondern um eine thermobarische Waffe. Die TOS-Systeme haben drei Besonderheiten. Das erste ist der "Sprengstoff" – meisten transportieren Granaten, den Sauerstoff, den sie für die Explosion benötigen, in Form eines Oxidators mit sich. Hier handelt es sich um eine "Fuel-To-Air"-Munition, die den benötigten Sauerstoff aus der Umgebungsluft zieht. Solche Waffen haben immer einer höhere Explosionswirkung berechnet auf das Gewicht. Die Wirkung entsteht aus der Druckwelle und der Hitze, die die Zündung verursacht. Die Raketen des Dragons explodieren mit eine Primärexplosion über dem Ziel, dann verteilen sie eine explosive Aerosol-Wolke, die dann in einer zweiten Zündung explodiert. Die 15 Raketen eines Drachen decken ein ganzes Feld ab, das dann in Flammen aufgeht. Dabei steigert sich die Druckwirkung enorm. 

Im unmittelbaren Zielgebiet sterben Soldaten bereits an der Hitze. Hinter der sich ausbreitenden Druckwelle entsteht ein Unterdruck, diese Kombination bringt auch schwere Mauern zum Einsturz. Bei Menschen nehmen innere Organe und vor allem die Lungen irreparable Schäden. Weiter entfernt kommt es zu schweren Schockwirkungen. Im eigentlichen Zielgebiet werden Befestigungen und Bunker zerstört. Die Explosionswolke wirkt wie ein riesiger Hammer, der auf den Boden trifft. Die Ausdehnung der Explosionswolke ist der Hauptunterschied zu einer Gleitbombe, die nur ein Explosionszentrum hat. Für die Kämpfe in der Ukraine ist dieser Werfer eine ideale Durchbruchswaffe. Die Salve eines TOS-Systems oder gar einer Batterie zerstört nicht eine einzelne Stellung des Gegners – sie reißt ein gewaltiges Loch in die Front. Eine Batterie mehrerer Werfer erreicht praktisch die Wirkung einer taktischen Atombombe.

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