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Digitales Notizbuch Boox Air Note 3 im Test: Paper-Tablet mit Schwächen beim Surfen

Das Boox Air Note 3 steht auf einem Glastisch
Das Paper-Ink-Display des Boox Air Note 3 bleibt farblos, was seinem Nutzen aber nicht im Wege steht
© stern
Das Boox Air Note 3 erfüllt seinen Zweck als digitales Notizbuch – wenn Nutzer:innen bereit sind, Kompromisse einzugehen. Welche Kröten man schlucken muss, verrät der Test.

Inhaltsverzeichnis

Das Boox Air Note 3 ist ein Paper-Tablet und richtet sich als solches an eine spezifische Zielgruppe und zwar jene Menschen, die handschriftliche Notizen festhalten und dabei Papier sparen wollen. Nützlich ist das beispielsweise für Protokollant:innen oder Menschen, die ein Bullet-Journal führen. Daneben sollte ein gutes Paper-Tablet natürlich auch E-Books darstellen und die Bearbeitung von PDF-Dokumenten erleichtern. Ob das Boox Air Note 3 all das in sich vereint, finden wir im Test heraus. 

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Verarbeitung und Hardware

Was die Verarbeitungsqualität anbelangt, gibt es nichts zu meckern. Das Tablet liegt schwerer in der Hand, als es aussieht. Laut Hersteller bringen Aluminiumgehäuse und sein Inneres 430 Gramm auf die Waage. An der Oberseite befindet sich der Power-Button. Einmal eingerichtet, braucht es etwa 20 Sekunden, um hochzufahren. Am seitlichen Rand befindet sich die Magnethalterung für den Stift, die leider etwas schwach ist.

Hier wäre ein stärkerer Magnet wünschenswert gewesen, um die Gefahr des Verlusts zu minimieren. Mit einer Dicke von 6 Millimetern liegt das Tablet flach auf dem Tisch, sodass man problemlos daran schreiben kann. An der Seite befinden sich außerdem noch der microSD-Kartenslot und die USB-C-Buchse, über die das Boox Air Note 3 geladen wird. Daneben befinden sich kleine Lautsprecher.

Das Boox Air Note 3 liegt neben einem älteren iPad Pro
Das Boox Air Note 3 ist genauso dick wie ein iPad Pro aus dem Jahre 2020
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Logisch: Von Paper-Tablets darf man nicht die ganz große Leistungsexplosion erwarten. Das Boox Air Note 3 bildet hier keine Ausnahme. Der verbaute Qualcomm-Prozessor gehört zwar nicht zu den Leistungskrachern unter den Prozessoren, muss er aber auch nicht. Ein Geekbench-6-Benchmark schlug im Test leider fehl. 

Das Boox Air Note 3 versucht einen Benchmark abzuschließen
Es wollte einfach nichts passieren: Beim Versuch einen Benchmark zu erstellen, versagte das Boox Air Note 3 aus unerfindlichen Gründen
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Selbst nach mehreren Versuchen und Neuinstallationen der App bewegte sich der Balken nie über 3 Prozent und das selbst nach 45 Minuten Wartezeit. Zum Vergleich: Das iPhone 14 erreichte im gleichen Benchmark 5759 Punkte (Multi-Core) nach wenigen Minuten. Ehrlich gesagt ist das aber auch nicht wichtig, denn auf dem Paper-Ink-Display ist Spielen naturgemäß kaum möglich und auch nicht empfehlenswert. Entsprechend reichen 4 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher allemal aus. 

Ebenso wie die verbauten 64 GB interner Speicher. PDF-Dokumente und E-Books sind, wenn überhaupt, wenige hundert Megabyte groß. Fotos oder Videos ergeben wegen des Schwarz-weiß-Displays auf dem Tablet ebenfalls wenig Sinn. Interessanter ist allerdings, wie sich das Boox Air Note 3 in seiner Kerndisziplin schlägt, also wie es sich anfühlt, darauf zu schreiben und welche Funktionen das Tablet mitbringt, um Dokumente zu bearbeiten oder Notizen anzulegen. 

Boox Air Note 3: Display und Schreibgefühl

Blicken wir dazu auf das Display: Es ist natürlich ein Paper-Ink-Display. Bedeutet nichts weiter, als das es Schwarz-weiß ist und sich vor allem fürs Schreiben und Lesen eignen soll. Wichtig ist hier natürlich die Pixeldichte. Bei einer Größe von 10,3 Zoll und einer Auflösung von 1872 x 1404 Pixeln ergibt das beim Boox Air Note 3 eine Dichte von 227 Pixeln pro Zoll (ppi). Zum Vergleich: "Retina-Displays" von Apple bieten eine Dichte von circa 326 ppi. Das mag nun nach einem großen Unterschied aussehen, aber PDF-Dateien, E-Books und auch das handschriftlich geschriebene Worte zeigt das Boox Air Note 3 scharf an.

Die Schrift beim Boox Air Note 3
Selbst nah heran gezoomt lässt sich die Handschrift auf dem Boox Air Note 3 nahezu unverpixelt erkennen
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Das Schreibgefühl überzeugt, denn die Oberfläche des Paper-Ink-Displays ist deutlich rauer, als es bei einem verglasten Display eines Apple iPads der Fall ist. Auf der Glasoberfläche fühlt sich das Schreiben schwammig und ungenau an, beim Boox Air Note 3 hingegen natürlich und ungezwungen.

Wichtig: In der Natur des Paper-Ink-Displays liegt ein starker Nachzieheffekt, wenn sich das Bild bewegt. Ghosting nennt sich das Phänomen und es tritt natürlich auch beim Boox Air Note 3 auf. Wenn Sie ein Paper-Ink-Tablet das erste mal in der Hand halten, ist dieser Ghosting-Effekt ungewohnt, denn er führt dazu, das Nutzer im ersten Moment nicht wissen, ob und wie das Tablet reagiert. Nach wenigen Stunden mit dem Boox Air Note 3 in der Hand legt sich dieses Gefühl aber. 

Der Ghosting-Effekt beim Boox Air Note 3
Unschön, aber unvermeidbar bleibt der Ghosting-Effekt, wenn das Tablet beispielsweise eine Seite in der PDF-Datei wechselt
© stern

Boox Air Note 3: Bedienbarkeit und Funktionen

Gleiches gilt für die Bedienbarkeit und Gesten, die vor allem Apple-Usern am Anfang etwas hakelig vorkommen dürften. Auf dem Tablet arbeitet eine abgespeckte Android-Version, die zunächst nicht besonders intuitiv wirkt. Aber es gibt einige Kniffe, die die Bedienbarkeit des Boox Air Note 3 deutlich erleichtern und diese Kniffe finden Sie in den Einstellungen.

Das Einstellungsmenü des Boox Air Note 3
Wer sein Boox Air Note 3 einrichten will, muss sich durch die Einstellungen wühlen
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Hier erlaubt es das Boox Air Note, verschiedene Wischgesten zu konfigurieren, mit denen Sie das Tablet steuern können. Ein Wisch in der Mitte von unten nach oben kann das klassische Zurück sein, ein Wischen am rechten seitlichen Rand die Helligkeit einstellen, ein Wischen am linken Rand die Lautstärke der Lautsprecher regulieren. Apropos Lautsprecher: Ein besonderes Klangerlebnis dürfen Sie nicht erwarten. Sie reichen aber dafür aus, sich Aufnahmen erneut anzuhören, um zeitgleich Notizen festzuhalten. Das Dropdown-Menü erreichen Sie übrigens wie beim iPhone, indem Sie rechts oben bei der Batterieanzeige nach unten wischen.

Das Dropdown-Menü des Boox Air Note 3
Das Dropdown-Menü des Boox Air Note 3 erreichen Sie über einen Wisch nach unten bei der Akku-Anzeige rechts oben in der Ecke
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Praktisch finden wir, dass der Google Play Store verfügbar ist. Hier empfiehlt es sich, die App Gboard herunterzuladen. Dabei handelt es sich um eine alternative Google-Tastatur für das Tablet. Und die war für uns deutlich angenehmer zu bedienen als die bereits vorinstallierten Tastaturen. Einmal heruntergeladen, findet sich das Gboard in den Einstellungen unter dem Reiter "Sprache & Eingabe" und dort unter dem Reiter "Standard-Tastatur". Für neue Nutzer ebenfalls empfehlenswert ist die Aktivierung der Navigationsleiste am unteren Rand des Tablets. Sie finden die Option unter Einstellungen, dann Gesten und dort unter dem Reiter "Navigationsleiste". 

In dieser befinden sich Optionen wie etwa ein "Home-Button", ein "Zurück-Button" oder Einstellungsmöglichkeiten der Helligkeit des Displays. Das ist vor allem für Neulinge interessant, die sich entweder die Wischgesten nicht merken können oder, die die Wischgesten schlicht nicht mögen. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass es etwas nervig ist, sich selbst den Bedienkomfort einzurichten. Es wäre schön gewesen, wenn das Boox Air Note 3 von Haus aus etwas freundlicher wäre oder am Gehäuserand mehr physische Knöpfe hätte, um etwa Helligkeit oder Lautstärke zu regulieren.

Boox Air Note 3: E-Books und PDF-Dateien

Kommen wir dazu, E-Books und PDF-Dateien auf dem Tablet zu lesen und zu bearbeiten. Was die E-Books anbelangt, sei gesagt, dass es im hauseigenen Onyx-Store nur kostenfreie Klassiker auf Englisch gibt. Das ist natürlich enttäuschend, aber nicht weiter schlimm, denn dank des Google Play Stores stehen uns eine Vielzahl an E-Book-Apps zur Verfügung. Wir haben uns dazu entschieden, die Kindle-App herunterzuladen. Einmal im Amazon-Konto eingeloggt, haben wir selbstredend Zugriff auf unsere Bibliothek und alle Prime-Bücher. Beim Probelesen gab es keinerlei Probleme, das Boox Air Note 3 eignet sich formidabel als E-Book-Reader. 

Apple-Nutzer:innen haben aber leider keine Möglichkeit, ihre E-Books von der Bücher-App auf das Paper-Tablet zu ziehen. Das liegt weniger am Boox Air Note 3 als an Apple. Schade. Was Apple-User noch interessieren könnte, wäre die Frage, ob und wie sie auf Dateien ihrer iCloud zugreifen können. Die gute Nachricht: Es funktioniert. Die schlechte: Es ist umständlich, besonders wenn es direkt aus der Cloud geschehen soll. 

Denn dafür gibt es keine App im Google Play Store. Immerhin kann man die iCloud über den integrierten Browser ansteuern. Dafür rufen Sie einfach icloud.com über diesen auf und loggen sich ein. Im Test war das allerdings schwieriger als gedacht, weil ein Captcha gelöst werden wollte. Und auf dem Paper-Ink-Display ist es durchaus schwierig, auf den kleinen Bildern Brücke, Fahrrad oder Auto zu erkennen. Nach ein paar Versuchen ging es aber und es war möglich, PDF-Dateien von der iCloud auf das Tablet zu ziehen.

Ein Captcha auf dem Boox Air Note 3
Erkennen Sie die Pkws auf dem Captcha? Wir hatten damit so unsere lieben Probleme
© stern

Einfacher ist es, wenn Sie die Boox-Assistent-App auf Ihrem Smartphone installieren und über diese Ihre Dateien auf das Boox Air Note 3 verschieben. Das gelang im Test problemlos. Sie müssen sich lediglich ein Boox-Konto anlegen, auf dem Air Note 3 und in der App dort anmelden und schon verschieben Sie die Daten von der Smartphone-App auf das Paper-Tablet. Und natürlich haben Sie von der Boox-App auf dem Smartphone Zugriff auf die Dateien in der iCloud.

Schreib- und Bearbeitungsfunktionen und Surfen

Kommen wir zum Schreiben, Bearbeiten und Surfen und beginnen wir mit letzterem. Das ist zwar auf dem Boox Air Note 3 möglich und ebenso möglich ist es, Videos abzuspielen. Aber wirklich Freude bereitet das auf einem Paper-Ink-Tablet nicht. Um mal einen Artikel zu lesen, ist es in Ordnung, mehr aber nicht. 

Auf dem Boox Air Note 3 ist stern.de zu sehen
Kanzler Olaf Scholz bleibt auf dem Paper-Ink-Display des Tablets so blass, wie die Wähler es von ihm gewohnt sind
© stern

Wichtiger sind dagegen die Funktionen, was Notizen anbelangt. In der linken Leiste findet sich der etwas sperrige Reiter "Anmerkungen" und dort ist es uns möglich, Notizblöcke zu erstellen. Dafür bietet das Boox zum einen mehrere Presets an oder Sie können ein eigens kreiertes Notizbuch erstellen. Beides ist selbsterklärend und auch für Menschen zu schaffen, die bisher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit Paper-Tablets hatten. 

Schön: Mehrere Notizblöcke lassen sich in Ordnern zusammenfassen. Wenn Sie beispielsweise ein Bullet-Journal mit Tages-, Wochen- und Monatsplan führen wollen, können Sie einfach die entsprechenden Presets der Notizbücher erstellen und in einem Ordner zusammenfügen und in dem Ordner natürlich noch ein weiteres Notizbuch erstellen, falls Ihnen das nötig erscheint. 

Wenn Sie geschriebenes Wort in gedruckten Text umwandeln wollen, funktioniert das mit der AI-Funktion erstaunlich akkurat. Den Text können Sie dann auch kopieren und in der Notiz platzieren, wo auch immer Sie das wünschen. Das dürfte vor allem für Protokollant:innen hilfreich sein. Wie der Sauklauen-Wert der künstlichen Intelligenz ist, konnten wir leider nicht ermitteln. Wir haben aber versucht, möglichst leserlich zu schreiben. 

Die AI-Textumwandlung auf dem Boox Air Note 3
Die AI-Textumwandlung von Hand- zu Druckschrift funktioniert erstaunlich gut
© stern

Was die weiteren Bearbeitungsfunktionen anbelangt, lässt das Air Note 3 keine Wünsche offen. Sie können den Rekorder mitlaufen lassen, der die Aufnahme direkt in der Notiz speichert. Dort spielen Sie diese auch ab und überprüfen, ob Ihre Notizen mit dem Gesagten übereinstimmen. Daneben können Sie in der Notiz auch Bilder, Anhänge oder Links sammeln. Per "Lasso"-Funktion erlaubt es das Boox Air Note 3 auch, einzelne Wörter der Notiz auszuschneiden, es lassen sich verschiedene Grautöne einstellen, die Dicke des Strichs, verschiedene Stifttypen auswählen, es gibt selbstredend eine Radierfunktion und wie soll es anders sein: Sie können auch gedruckten Text mit der Tastatur tippen. 

Im Test funktionierte das übrigens sowohl in PDF-Dokumenten als auch in selbst erstellten Notizbüchern. Wobei bei PDF-Dateien zuweilen die linke Navigationsleiste fehlte, mit der Sie beispielsweise eine Aufzeichnung des Mikrofons starten. Und schade: In der Kindle-App war es nicht möglich, Seiten zu markieren oder einen Marker zu setzen. In der hauseigenen Bücher-App von Boox mit seinen kostenlosen Klassikern war das hingegen möglich. Es liegt abermals nah, dass das eher an der Kindle-App denn am Boox Air Note 3 liegt.

Fazit und Akku

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Was noch fehlt, ist eine Aussage zum Akku. Das Boox Air Note 3 kam mit einem Ladestand von 88 Prozent bei uns an. Nach dreitägigem Gebrauch ist der Akku auf 56 Prozent geschrumpft. Bis er leer wäre, würde zu viel Zeit ins Land streichen. Nach Adam Riese sollten Sie an dem Paper-Tablet eine Woche lang arbeiten können, bevor Sie es an eine Stromquelle anschließen müssen. Wichtig: Im Lieferumfang ist nur ein USB-A auf USB-C-Kabel enthalten, aber kein Ladegerät. Im Test haben wir das Tablet mit einem älteren iPhone-Ladegerät verbunden und es gab keine Probleme.

Bleibt das Fazit und da lässt sich sagen, dass das Boox Air Note 3 hält, was es verspricht. Leider sind die Werkseinstellungen für Neulinge nicht besonders freundlich, was eine intuitive Bedienung aus der Box erschwert. Wer aber etwas Muße mitbringt und gewillt ist, sich sein Paper-Tablet ordentlich einzurichten, der wird Freude an ihm haben. Gleichwohl sei angemerkt, dass Sie es wirklich nur für Bücher, PDF-Dateien und Notizen nutzen sollten, denn Surfen oder Videos zu schauen, macht mit dem Tablet keinen Spaß. Dafür sollten Sie eher zu einem normalen iPad greifen, denn das ist im Preisvergleich mit 399 Euro satte 50 Euro günstiger als das Boox Note Air 3 (449 Euro).

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