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Erziehung Vater organisiert Demo gegen Kita-Notstand – als er dort ankommt, ist er schockiert

Alex Liefermann steht mit Plakat auf Marktplatz in Düsseldorf
Alex Liefermann steht am 15. April auf dem Marktplatz in Düsseldorf. Er hatte über 80 Kitas, zahlreiche Eltern und Medienvertreter über die Demo informiert.
© Strauch
In Deutschland fehlen rund 430.000 Kita-Plätze, eine Katastrophe für Kinder, Eltern und Erzieherinnen. Der Vater Alex Liefermann kämpft gegen den Notstand. Doch was er jetzt erlebt hat, lässt ihn am gesellschaftlichen Zusammenhalt zweifeln.

Im ganzen Land leiden Eltern unter dem Kita-Notstand – so auch der zweifache Vater Alex Liefermann aus dem Rheinland. Er hat bereits viele Verantwortliche der Bundesregierung kontaktiert, aber kaum Gehör gefunden. Für Montag hatte der 40-Jährige zu einer Demonstration in Düsseldorf aufgerufen. Doch diese ging anders aus als erwartet. 

Mit großer Motivation und Erwartung ging ich zur Demonstration. Doch was ich vorfand, war enttäuschend. Der Marktplatz in Düsseldorf, wo die Demo stattfinden sollte, war nahezu leer. Um 10.30 Uhr am Rathaus angekommen, wartete ich gespannt auf die anderen Teilnehmer. Doch bis 11 Uhr blieb der Platz leer, abgesehen von etwa fünf Personen. Es waren allerdings mehr Pressevertreter und Journalisten als Demonstranten anwesend. Angesichts der geringen Teilnehmerzahl und der fehlenden Resonanz sah ich mich gezwungen, die Demo um 11.30 Uhr abzubrechen. 

Es herrschte Leere, Stille und Enttäuschung. Mit einem Gefühl der Sprachlosigkeit, Wut und Trauer machte ich mich mit all diesen Emotionen im Gepäck auf den Heimweg. Die geplante Demonstration gegen den Kita-Notstand blieb leider aus, da die Gesellschaft und die Menschen fehlten, die diese wichtige Angelegenheit unterstützen sollten. 

Ist der Kita-Notstand noch nicht schlimm genug?

Viele Fragen bleiben unbeantwortet: Hätte ich mehr Werbung machen müssen, obwohl meine Beiträge ordentlich verbreitet wurden und viel berichtet wurde? Ist der Kita-Notstand noch nicht schlimm genug, oder will die Gesellschaft sich einfach nicht damit auseinandersetzen? Sind die Menschen zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich für andere einzusetzen? Ist die Einstellung, dass andere sich darum kümmern werden, weit verbreitet? Oder herrscht die Überzeugung, dass man ohnehin nichts bewirken kann? 

Es gibt keine klaren Antworten auf diese Fragen. Ich glaube, die Antwort liegt ein wenig in allem, sicherlich nicht in einer einzigen Sache. Aber ich wusste, dass auch in Ratingen eine Demo gegen den Kita-Notstand stattfinden sollte, also bin ich dorthin gefahren. Dort waren immerhin etwa 100 Personen versammelt, sodass die Demo durchgeführt werden konnte. 

Ich werde nicht aufgeben

Es ist seltsam, dass trotz des gemeinsamen Problems – zumindest für Familien mit Kindern – nicht mehr Menschen an den Demonstrationen teilnehmen. Die Herausforderungen des Kita-Notstands betreffen uns alle, und dennoch scheinen nicht genug Menschen mobilisiert zu sein, um sich gemeinsam für Veränderungen einzusetzen. Dennoch bin ich dankbar für diejenigen, die ihre Stimme erhoben haben. 

Und eines steht fest: Ich werde nicht aufgeben im Kampf gegen den Kita-Notstand. Politiker auf Landes- und Bundesebene, ihr werdet mich nicht so leicht loswerden! Ich werde mir etwas Neues überlegen und eine neue Strategie entwickeln, um die Politiker in die Enge zu treiben. Ich werde weiterhin für eine bessere Zukunft für unsere Kinder und die Eltern kämpfen, und auch für alle Erzieher und Erzieherinnen.

aufgezeichnet von Katharina Hoch

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