Anders Hofman ist 29 Jahre alt und wohnt in Kopenhagen. In acht Monaten wird der Däne vier Kilometer Eisschwimmen, 180 Kilometer im Schnee radeln und einen Marathon laufen. Und zwar auf dem südlichsten Kontinent der Welt, bei bis zu minus 15 Grad Celcius.

ZEIT ONLINE: Herr Hofman, Sie sind der "Iceman" und werden in der Antarktis einen Triathlon absolvieren. Gab es keinen angenehmeren Ort für Ihr Vorhaben? 

Anders Hofman: Ich habe geguckt, in welchen Kontinenten der Ironman noch nicht stattgefunden hat. Und da blieb nur die Antarktis übrig. 

ZEIT ONLINE: Ein gewöhnlicher Ironman ist auch kein Kinderspiel, das reicht Ihnen aber offenbar nicht. 

Hofman: 2016 habe ich am Ironman teilgenommen. Danach dachte ich, das Thema sei für mich durch. Doch Nick Jacobsen hat mich zum Nachdenken gebracht.

ZEIT ONLINE: Wer ist Nick Jacobsen? 

Hofman: Ein dänischer Kitesurfer. Der ist mit seinem Kite vom Hubschrauberlandeplatz des Burj Al Arab ins Wasser gesprungen. Das sind 200 Meter Höhenunterschied. Der Sprung hat etwa 20 Sekunden gedauert, aber das Projekt hat fünf Jahre in Anspruch genommen. Ich habe die Dokumentation darüber gesehen: Es ist absolut verrückt. Dann fragte ich mich: Wie könnte ich gegen mich selbst im Triathlon antreten und der Wahrnehmung des Möglichen in diesem Sport eine neue Bedeutung geben? Also mache ich den Triathlon da, wo es noch keiner geschafft hat.

ZEIT ONLINE: Wo genau werden Sie antreten? 

Hofman: An einem Ort namens Polar Point. Wir werden von Argentinien aus dorthin segeln. Dafür werden wir fünf bis sechs Tage brauchen. Die gesamte Expedition wird etwa 32 Tage dauern. Es ist ein sehr abgelegener Ort, außer Tieren gibt es dort nichts.  

ZEIT ONLINE: Mit Ihnen ist dann noch einer mehr da, der im Eis schwimmt. Wer wird Sie begleiten?

Hofman: Wir sind ein Team von zehn Leuten. Kameramänner, Guides, Ärzte und mein kleiner Bruder sind mit dabei. Der wird wahrscheinlich derjenige sein, der mich rauszieht, wenn ich nicht aufhöre. Alle meine Freunde sagen, ich sei verrückt. Sogar mein Bruder. Aber ich bin froh, dass alle das Projekt unterstützen. Viele sind überrascht, wie es sich entwickelt.

ZEIT ONLINE: Gibt es schon eine Route? 

Hofman: Die genaue Route ist noch immer ungewiss. Auf dem Rad werden es wahrscheinlich Runden von 20 bis 40 Kilometern sein. Beim Laufen auch, eine Runde hat zehn Kilometer. Aus Sicherheitsgründen können die nicht länger sein, weil die anderen mir auf dem Kurs folgen. Ansonsten würden wir uns verlaufen. 

ZEIT ONLINE: Wie wollen Sie das machen?

Hofman: Viele meinten, es sei unmöglich. Ich bin kein Profi und war auch noch nie in der Antarktis. Wer kann schon am Gefrierpunkt im Wasser schwimmen? Außerdem gibt es dort keine Straßen. Wenn dir das zehn Leute sagen, fragst du dich, ob sie vielleicht recht haben. Die haben aber auch an keinem Ironman teilgenommen. Und da es vorher noch niemand so gemacht hat, kann mir auch niemand sagen, ob es wirklich unmöglich ist. Daher habe ich angefangen, mich gegen das zu stellen, was andere über mich sagen oder denken.

Als erster Mensch will Anders Hofman in der Antarktis einen Triathlon schaffen. Hier wechselt er vom Rad auf die Laufstrecke. © Project Iceman

ZEIT ONLINE: Aber ein bisschen verrückt ist es ja.  

Hofman: Ja, daran habe ich damals auch nicht gedacht. Für mich hat es einfach Sinn gemacht, obwohl ich es vorher noch nie ausprobiert habe. Triathlon ist auch nicht mein Lieblingssport – und ich bin kein guter Schwimmer. Dafür kann ich aber in den anderen Disziplinen überzeugen, vor allem beim Laufen. Auch wenn ich lange Strecken nicht besonders mag, sondern Sprintdistanzen bevorzuge. 

ZEIT ONLINE: Wie bitte? Triathlon ist nicht Ihr Lieblingssport und trotzdem machen Sie das? 

Hofman: Es ist eine unverzeihliche Sportart, ähnlich wie Radfahren. Niemand guckt auf den Zweitplatzierten. Jeder Triathlet bereitet sich mehrere Jahre auf die Weltmeisterschaft in Hawaii vor. Am Ende kommt es nur auf einen Tag an. Dabei können viele Dinge schiefgehen. Ein platter Reifen oder ein verdorbener Magen können die persönliche Leistung einschränken. Auch wenn du es dann noch unter die ersten zehn schaffst, was erstaunlich wäre, erinnert sich keiner an dich.

ZEIT ONLINE: Sie werden bei minus fünfzehn Grad 42 Kilometer laufen, 180 Kilometer radeln und vier Kilometer im Eis schwimmen. 

Hofman: Ich mag physische Herausforderungen und möchte beweisen, dass Grenzen nur Wahrnehmungen sind. Das Wichtigste ist, den ersten Schritt zu machen und an sich zu glauben. Ich schaue mir die Herausforderung an, anstatt die Probleme, die mich davon abhalten würden.