Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist der Auffassung, dass seine Freundschaft zu Russlands Präsident Wladimir Putin zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs beitragen kann. "Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. 

Er wolle nicht vergessen, dass man auch "positive Ereignisse" in der Politik gehabt habe. Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung hilfreich sein, um ein politisch schwieriges Problem zu lösen.

Schröder: Spekulationen über Atomschlag Putins sind "Quatsch"

Damit könnte Schröder laut dpa auf seine Vermittlungsmission vom März 2022 anspielen, die jedoch scheiterte. Heute setzt sich der Altkanzler für einen neuen Vermittlungsversuch auf Regierungsebene zur Beendigung des Ukraine-Kriegs ein, wofür er vor allem Deutschland und Frankreich in der Pflicht sieht.

Spekulationen über einen Angriff Russlands auf die östlichen Nato-Staaten oder einen Atomangriff nannte Schröder "Quatsch". Es müsse neben der Unterstützung für die Ukraine ernsthaft über eine Lösung des Konflikts nachgedacht werden, um die Beunruhigung in der Bevölkerung nicht noch größer werden zu lassen, sagte er.

Kritik an Russland-Politik der SPD

Schröder steht aufgrund seiner Freundschaft mit Putin auch in der SPD in der Kritik. Den Krieg in der Ukraine nannte er zwar eine "fatale Fehlentscheidung", trotzdem distanzierte er sich nicht gänzlich von Kremlchef Wladimir Putin, mit dem er seit seiner Kanzlerschaft befreundet ist. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.

In der SPD wird derzeit um die Russland-Politik gerungen. So kritisierten mehrere Wissenschaftler aus den Reihen der SPD, unter ihnen der renommierte Geschichtswissenschaftler Heinrich August Winkler, in einem Schreiben die fehlende "nötige Klarheit und unzweideutige Solidarität" in Äußerungen der Parteispitze. Die SPD habe einen kurzsichtigen Friedensbegriff und würde sich "unzureichend" mit den Verbündeten in Europa abstimmen, hieß es weiter. Besonders fatal sei der Vorschlag des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich im Bundestag gewesen, der von einem "Einfrieren" des Krieges sprach.