Körperliche Angriffe, rechte Slogans und Pöbeleien, zerstörte Wahlplakate: Wahlkämpfer in Sachsen und Brandenburg erlebten in den vergangenen Tagen gleich mehrfach, welche unerwünschten Folgen politisches Engagement für sie persönlich haben kann. In den aktuellen Fällen richteten sich die Übergriffe gegen Unterstützer von Grünen und der Partei Volt sowie Kommunalwahlkandidaten der Linkspartei.

Angriffe gegen Menschen, die sich kommunalpolitisch engagieren, sind keine Einzelfälle. Einer Untersuchung des Städte- und Gemeindebundes (PDF) zufolge hat fast jeder zweite Befragte schon Anfeindungen erlebt, wurde beleidigt, bedroht oder sogar tätlich angegriffen.

Über 200.000 ehrenamtliche Kommunalpolitikerinnen gibt es in Deutschland. Neben ihrem regulären Job wälzen sie Finanzpläne, Bauanträge oder Verordnungen, um sich auf die nächste Sitzung des Gemeinde- oder Stadtrates vorzubereiten. Die Aufwandsentschädigung, die sie dafür erhalten, ist in kleineren Städten und Gemeinden überschaubar.

Am 9. Juni werden in acht deutschen Bundesländern kommunale Parlamente gewählt, in Thüringen schon zwei Wochen früher. Und in manchen Gemeinden stellt sich die Frage: Gibt es überhaupt genügend Kandidatinnen und Kandidaten? Kommunalpolitisches Engagement ist für viele Menschen unattraktiv geworden. Und das liegt nur zum kleinen Teil an den vielerorts knappen Gemeindekassen und dem beschränkten Handlungsspielraum als Lokalpolitikerin.

Kommunalpolitik kann erfüllend sein, weil man in der direkten Umgebung etwas verändern kann: eine Schulrenovierung anstoßen, die Dorfstraße beruhigen oder ein geplantes Bauprojekt kritisch prüfen. Wer sich ehrenamtlich im Ortsverein einer Partei engagiert oder stundenlang im Gemeinderat diskutiert und entscheidet, will dafür aber nicht angefeindet werden. 

Wir wollen von aktiven Lokalpolitikerinnen wissen, warum sie sich in ihrer Stadt oder ihrer Gemeinde engagieren: Was treibt Sie an? Welche Erfahrungen geben Ihnen Kraft, welche lassen Sie zweifeln? Oder haben Sie bestimmte Erlebnisse so frustriert, dass Sie die Kommunalpolitik ganz an den Nagel gehängt haben? Was könnte die Politik und was die Gesellschaft tun, damit lokalpolitisches Engagement wieder attraktiver wird? Und wenn Sie im Mai/Juni zur Kommunalwahl antreten, wie sehen Ihre Vorbereitungen aus?  

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