Die israelische Armee rückt nach eigenen Angaben in den südlichen Teil von Rafah vor und hat dabei offenbar die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs bei Rafah übernommen. Das teilte das israelische Militär in einer Stellungnahme mit.

Die Truppen hätten in der Nacht eine Antiterroroperation in der im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt begonnen. Nach Geheimdienstinformationen werde die im Gazastreifen gelegene Seite des Übergangs zu terroristischen Zwecken genutzt. Die Terrororganisation Hamas habe von dort aus humanitäre Hilfslieferungen am Grenzübergang Kerem Schalom mit Granaten angegriffen. Israel hatte den Übergang dann geschlossen.

Ziel der Operation ist nach Angaben der israelischen Armee, Terroristen der Hamas auszuschalten und die Infrastruktur der Hamas in bestimmten Gebieten im Osten von Rafah zu zerstören. Israelische Bodentruppen und Kampfflugzeuge haben nach eigenen Angaben militärische Einrichtungen und terroristische Infrastruktur der Hamas angegriffen. Seit Beginn des Einsatzes seien etwa 20 Terroristen getötet und drei operative Tunnelschächte lokalisiert worden.

Kritik an Offensive in Rafah

Zuvor hatte die israelische Armee die Menschen im südlichen Teil von Rafah aufgefordert, sich aus der Stadt zu entfernen. Sie wurden in eigene Zeltlager gebracht, auch Hilfsorganisationen sollten die Stadt verlassen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kritisierte den Aufruf. Die Menschen bräuchten Schutz, außerdem sollten die aktuellen Verhandlungen zu einer Waffenruhe nicht durch eine Offensive gefährdet werden. Die Hamas hatte einem neuen Vorschlag der Verhandler zugestimmt, den Israel nun prüfen will.

Die Angriffspläne der israelischen Armee in Rafah waren international kritisiert worden. Doch die israelische Regierung hält trotz internationaler Kritik an ihren Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest. Die Stadt gilt als letzter Rückzugsort der Terrorgruppe Hamas. 

Eine militärische Operation in der Stadt birgt nach Ansicht vieler Politiker und Organisationen aber das Risiko, sehr viele Zivilisten zu gefährden. Viele Menschen im Gazastreifen haben nach Beginn des israelischen Militäreinsatzes in der Stadt Zuflucht gesucht. Auch die USA, einer der engsten Verbündeten Israels, warnten vor dem Einsatz.