Das israelische Kriegskabinett hat eine Militäroperation in Rafah gebilligt. Das teilte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mit. Der Militäreinsatz werde dazu dienen, den Druck auf die Terrorgruppe Hamas zu erhöhen, die israelischen Geiseln freizulassen.

"Das Kriegskabinett hat einstimmig entschieden, dass Israel die Operation in Rafah fortsetzen solle, um militärischen Druck auf die Hamas auszuüben, um die Freilassung unserer Geiseln sowie die anderen Ziele des Krieges voranzutreiben", teilte Netanjahus Büro mit. Noch am späten Montagabend griff die israelische Armee Ziele im Osten der Stadt an. Nach Angaben eines Armeesprechers handelte es sich um Einrichtungen der Hamas.

Hamas-Zugeständnisse laut Netanjahu weit von Israels Forderungen entfernt

Kurz zuvor hatte die Hamas einem Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt. Der ranghohe Hamas-Vertreter Chalil al-Hajja teilte mit, der vereinbarte Vorschlag sehe eine dreistufige Feuerpause mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands vor. Jede der drei Phasen würde 42 Tage dauern, sagte er dem katarischen Sender Al-Dschasira. Zudem enthalte die Vereinbarung Pläne für einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der durch den anhaltenden Krieg vertriebenen Palästinenser sowie einen Austausch von Geiseln und Gefangenen.

Die Zugeständnisse der Terrorgruppe seien weit davon entfernt, die israelischen Forderungen für eine Waffenruhe zu erfüllen, sagte Netanjahu. Dennoch werde man eine Arbeitsdelegation zu weiteren Gesprächen entsenden. Das israelische Militär hatte mitgeteilt, die Vorschläge der Hamas zu prüfen. "Wir untersuchen jede Antwort (…) und nutzen jede Möglichkeit in Bezug auf Verhandlungen und eine Rückführung der Geiseln", sagte Militärsprecher Daniel Hagari.

USA prüfen Vorschläge, Ben-Gvir bezeichnet Hamas-Zustimmung als "Tricks"

Auch die USA kündigten an, die Angaben der Hamas prüfen zu wollen. In den kommenden Stunden werde der Vorschlag mit den US-Partnerländern in der Region diskutiert, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. 

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, bekräftigte, dass die USA nun mit allen beteiligten Partnern in der Region sprechen wollten. CIA-Chef William Burns halte sich wie auch in den vergangenen Tagen weiter in der Region auf, um an einer Einigung mitzuwirken. Der Nahostkonflikt sei in einer "kritischen Phase".

Der israelische nationale Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir bezeichnete die Zusage der Hamas laut einem Bericht der Times of Israel als einen Täuschungsversuch. "Es gibt nur eine Antwort auf die Tricks und Spielchen der Hamas – ein sofortiger Befehl, Rafah zu erobern, den militärischen Druck zu erhöhen und damit weiterzumachen, die Hamas zu zerschlagen, bis sie vollends besiegt ist", sagte er.

Israel fliegt weiter Luftangriffe auf Rafah

Die Militäreinsätze im Gazastreifen liefen währenddessen weiter. Auch erneuerte das israelische Militär seine Aufforderung an die Menschen in Rafah im Süden des Gazastreifens, den Osten der Stadt zu räumen und flog dort Luftangriffe. Die israelische Luftwaffe habe im Laufe des Tages mehr als 50 "Terrorziele" im Gebiet Rafah angegriffen, sagte Armeesprecher Hagari.

Am Morgen hatte Israel etwa 100.000 Palästinenser aufgefordert, mit der Evakuierung Rafahs zu beginnen. Die betroffenen Bewohner sollten sich in das Gebiet Al-Mawasi nahe der Küste begeben. In Al-Mawasi sei die Hilfe ausgeweitet worden, es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit, sagte Militärsprecher Nadav Schoschani. Dem palästinensischen Roten Halbmond zufolge verließen bereits "Tausende" Menschen das Gebiet. In Rafah haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der Hamas gesucht.

Zudem kündigte Hagari an, Israel werde den wichtigen Grenzübergang Kerem Schalom für humanitäre Hilfe nach Gaza so bald wie möglich wieder öffnen. Einen Zeitpunkt nannte er nicht. Israel hatte den Übergang am Sonntag geschlossen, nachdem bei einem Mörserangriff der Hamas in diesem Gebiet vier israelische Soldaten getötet wurden.

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