Der polnische Geheimdienst hat einen Mann wegen der Unterstützung russischer Pläne für ein Attentat auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj festnehmen lassen. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau mit.

Gegen ihn werde wegen der Bereitschaft zur Tätigkeit für einen ausländischen Geheimdienst zum Schaden des Landes ermittelt. Bei einer Verurteilung drohten dem Mann bis zu acht Jahre Haft. Nach Angaben der Ermittler soll der Mann für den russischen Militärgeheimdienst Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Rzeszów gesammelt und diese weitergegeben haben. Der Flughafen ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs eine wichtige Zwischenstation für diplomatische Reisen.

Ukraine lieferte Hinweise und Beweise

Die ausspionierten Informationen sollten "unter anderem den russischen Geheimdiensten helfen, ein mögliches Attentat auf ein ausländisches Staatsoberhaupt – den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj – zu planen", hieß es in einer Mitteilung der polnischen Behörde. Der Festgenommene habe zu mehreren russischen Staatsbürgern Kontakt aufgenommen, die unmittelbar an Kriegshandlungen in der Ukraine beteiligt waren, und seine Spionagebereitschaft erklärt.

Der Festnahme ist nach polnischen Angaben ein Hinweis durch die ukrainische Staatsanwaltschaft vorausgegangen. Diese habe zudem umfassendes und entscheidendes Beweismaterial zur Unterstützung der Vorwürfe vorgelegt. Die Festnahme sei das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Ermittlerinnen und Geheimdienste beider Länder.

Polen ist Drehkreuz für die Ukraine

Der stark bewachte Flughafen Rzeszów-Jasionka im Südosten Polens liegt etwa 90 Kilometer von der Landesgrenze zur Ukraine entfernt. Er steht unter der Kontrolle US-amerikanischer Truppen und ist der Ankunfts- und Abreisepunkt für alle westlichen Politikerinnen und Politiker, die in die Ukraine reisen. Der Luftraum über der Ukraine ist aufgrund der ständigen Luftangriffe gesperrt, daher erfolgt die Weiterreise von Rzeszów in der Regel mit dem Zug. Auch Selenskyj und andere ukrainische Spitzenpolitikerinnen reisten in der Vergangenheit mehrfach über diese Route.

Zudem ist der Flughafen auch für Waffenlieferungen wichtig. Das EU- und Nato-Mitglied Polen ist ein enger militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine und bietet wichtige logistische Infrastruktur für Militärhilfen für das Land.

Auch in Deutschland wird spioniert

Auch in Deutschland wurden zwei mutmaßliche Agenten mit Verbindung zu Russland verhaftet. Die beiden deutsch-russischen Staatsangehörigen seien dringend tatverdächtig, teilte der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof mit. Auch sie sollen potenzielle Anschlagsziele in Deutschland ausgekundschaftet haben. Daraufhin wurde der russische Botschafter einbestellt, Russland weist die Vorwürfe zurück.