In der Teilrepublik Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina haben Tausende bosnische Serben gegen einen UN-Resolutionsentwurf zum Gedenken an das Massaker von Srebrenica protestiert. Die Protestteilnehmer in der Stadt Banja Luka, dem Regierungssitz der Republik Srpska, waren einem entsprechenden Aufruf des bosnischen Serbenführers Milorad Dodik gefolgt. 

Dodik leugnete während der Veranstaltung den Völkermord in Srebrenica 1995. Die Taten seien ein Fehler gewesen und ein großes Verbrechen, "aber es war kein Völkermord", sagte Dodik. Die Leugnung von Völkermord ist nach bosnischem Recht strafbar.

Mit der Kundgebung protestierten die Teilnehmer gegen den Entwurf einer UN-Resolution zum Gedenken an den Völkermord in Srebrenica, der von bosnischen Politikern, einer Reihe europäischer Länder und den USA unterstützt wird. Der Entwurf sieht unter anderem vor, den 11. Juli ab nächstem Jahr zum "Internationalen Tag des Gedenkens an den Völkermord von Srebrenica" zu erklären. Am 11. Juli 2025 jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 30. Mal. Die Resolution ist noch nicht verabschiedet. Bosnische Serben und das benachbarte Serbien lehnten den Entwurf ab und kritisierten, sie würden darin als "völkermordende Nation" gebrandmarkt. Unterstützung erhielten sie von Russland und China.

In seiner Rede bekräftigte Dodik seine Drohungen, dass sich die bosnischen Serbinnen und Serben, die etwa die Hälfte Bosniens kontrollieren, vom Rest des Landes abspalten würden, sollte die UN-Vollversammlung die Srebrenica-Resolution verabschieden. Er hoffe, dass ein möglicher Sieg des ehemaligen Präsidenten Donald Trump bei der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl "andere Bedingungen schaffen" werde. Welche genau, sagte er nicht.

Mehr als 8.000 Muslime wurden in Srebrenica hingerichtet

Dodik ist entschieden prorussisch eingestellt und wurde bereits von den USA und Großbritannien mit Sanktionen belegt. Seine Rede auf der Kundgebung beendete er mit dem Ausruf "Lang lebe Russland".

Im Juli 1995 wurden mehr als 8.000 muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Truppen in Srebrenica hingerichtet. Die sterblichen Überreste der Opfer wurden in Massengräbern verscharrt und später umgebettet, um Beweise für die Gräueltaten zu vertuschen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag bezeichnete das Massaker als Völkermord, der erste in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch Kommandeure des bosnisch-serbischen Militärs und Politiker wurden von den UN-Richtern des Völkermords für schuldig befunden. Das UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte den damaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić und seinen Armeechef Ratko Mladić unter anderem wegen des Massakers von Srebrenica zu lebenslanger Haft.