An der New Yorker Eliteuniversität Columbia haben Polizisten ein antiisraelisches Protestcamp aufgelöst und mehr als hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer festgenommen. Das berichtet die New York Times. Der Nachrichtenagentur AP zufolge fesselten Polizisten die Protestierenden mit Kabelbindern und brachten sie zu wartenden Bussen. Zu den Festgenommenen zählte Berichten zufolge auch Isra Hirsi, die Tochter der demokratischen Abgeordneten Ilhan Omar aus Minnesota.

Mehrere Studierende, die an dem Protest teilgenommen hatten, gaben an, von der Columbia University sowie dem New Yorker Barnard College suspendiert worden zu sein.

Protestteilnehmer werfen Israel "Apartheid" vor

Die Teilnehmenden des Protestcamps hatten eine Distanzierung der renommierten Universität von Firmen gefordert, die aus ihrer Sicht "von der israelischen Apartheid" und der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen profitieren. Seit Mittwoch hatte Columbia-Präsidentin Nemat Shafik die Demonstrantinnen und Demonstranten aufgefordert, den Protest zu beenden. Die Universität habe die Studierenden vor einer Suspendierung gewarnt, falls sie das Lager nicht sofort auflösen würden. Am Donnerstag traf die Hochschulleitung schließlich die Entscheidung, die Polizei zu rufen und das Camp räumen zu lassen. Die Universität habe zuvor über etliche Kanäle versucht, "sich mit den Bedenken" der Protestierenden auseinanderzusetzen, und eine Fortsetzung der Diskussionen angeboten, falls sie sich zurückzögen, teilte Shafik mit.

Einige Demonstrierende formierten sich nach der Auflösung des Lagers jedoch auf dem Campus später neu; teilweise skandierten sie "Schande" und forderten eine Amnestie für alle Studierenden, die bestraft worden seien. Die New York Times berichtete, es seien bereits neue Zelte errichtet worden.

Proteste seit Hamas-Überfall

An der Columbia University gibt es wie an vielen anderen US-Hochschulen seit Beginn des Gaza-Kriegs propalästinensische Proteste, bei denen es auch zu antisemitischen Vorfällen gekommen sein soll. Den ersten Protest dieser Art mit Hunderten Teilnehmenden gab es an der Columbia University fünf Tage nach dem Überfall der Hamas, bei dem Terroristen am 7. Oktober mehr als 1.100 Menschen in Israel ermordet hatten. Die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen begann Ende Oktober.  

Shafik, die seit Juli im Amt ist, hatte die Regelungen für Proteste auf dem Campus in den vergangenen Wochen verschärfen lassen. Vor Kurzem kündigte sie die Suspendierung von Studierenden an, die eine Protestaktion mitorganisiert hatten, bei der sich Teilnehmende offen mit der islamistischen Hamas solidarisierten. Am Mittwoch sagten Shafik und drei weitere Vertreter der Columbia-Leitung vor einem Kongressausschuss in Washington, D. C., zu Antisemitismusvorwürfen aus

Die auf die Bekämpfung von Antisemitismus spezialisierte US-Organisation Anti-Defamation League hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass die Zahl der antisemitischen Vorfälle in den USA auf einen historischen Höchststand gestiegen sei. Besonders dramatisch ist die Entwicklung demnach seit dem 7. Oktober. Viele dieser Fälle waren nach Angaben der Organisation israelbezogen.