Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat nach dem Anschlag mit mehr als 140 Toten bei Moskau weitere Angriffe auf Juden und Christen weltweit angekündigt. In einer 40-minütigen Audiobotschaft forderte IS-Sprecher Abu Hudhaifah al-Ansari die dem IS nahestehenden "einsamen Wölfe" auf, noch während des laufenden Fastenmonats Ramadan Christen und Juden "überall anzugreifen und ins Visier zu nehmen". Dies gelte insbesondere in Europa und den USA sowie im Herzen Israels und in Palästina. Veröffentlicht wurde die Botschaft über das IS-Medienportal Al-Furkan.

Der Ramadan dauert noch bis zum 9. April. Den Fastenmonat haben IS-Anhänger auch in der Vergangenheit immer wieder zum Anlass für Anschläge genommen.

IS-Ableger reklamiert Anschlag bei Moskau für sich

Al-Ansari erinnerte in der Audiobotschaft an die Ausrufung des sogenannten IS-Kalifats vor zehn Jahren. Damals hatte die Terrormiliz große Gebiete Syriens und des benachbarten Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Inzwischen haben die Extremisten ihr Herrschaftsgebiet wieder verloren. IS-Zellen sind aber in beiden Ländern weiter aktiv. 

Zu dem Anschlag auf die Crocus City Halle bei Moskau vor einer Woche hatte sich der afghanische IS-Ableger ISPK bekannt. Auch Al-Ansari reklamierte den Anschlag auf Besucher eines Konzerts der russischen Band Piknik für die Terrororganisation. Westliche Geheimdienste und Terrorexperten gehen davon aus, dass das IS-Bekenntnis authentisch ist. Auch die russische Führung spricht inzwischen von Islamisten als Tätern, verbreitet aber weiter die Darstellung, es gebe Verbindungen der Angreifer zur Ukraine. Die ukrainische Regierung weist dies vehement zurück. Auch die US-Regierung hat wiederholt erklärt, es gebe keinerlei Hinweise auf eine ukrainische Beteiligung an dem Anschlag. 

"Akute" Anschlagsgefahr auch in Deutschland

Die US-Geheimdienste verfügten nach eigenen Angaben bereits vor Wochen über Hinweise auf islamistische Anschlagspläne im Raum Moskau. Entsprechende Informationen seien mit den russischen Behörden geteilt worden, sagte eine Sprecherin des nationalen Sicherheitsrats der USA. Die US-Botschaft in Moskau hatte am 7. März eine Warnung an ihre Bürger vor möglichen Anschlägen veröffentlicht. Als mögliches Anschlagsziel wurden dabei auch explizit Konzerte genannt.     

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte nach dem Anschlag bei Moskau von einer "akuten" Anschlagsgefahr auch in Deutschland gesprochen. "Vom ISPK geht derzeit auch in Deutschland die größte islamistische Bedrohung aus", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.