Eine Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum G20-Gipfel in Brasilien im November sollte nach Ansicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nur erfolgen, wenn sich alle Teilnehmer darüber einig sind. Sinn des Zusammenschlusses der 20 Industrie- und Schwellenländer sei, "dass es einen Konsens mit den 19 anderen geben muss, das wird die Aufgabe der brasilianischen Diplomatie sein", sagte Macron bei einem Besuch in Brasília.

"Wenn der Termin nützlich sein kann, dann muss man ihn machen. Wenn er nicht nützlich ist und zu Spaltung führt, sollte man ihn nicht machen", sagte der französische Präsident auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva. Die G20 müssten "im Dienst des Friedens und des gemeinsamen Interesses" handeln.

Macron sagte, er habe sich selbst die Frage gestellt, ob er Putin im August 2019 zum G7-Gipfel in Frankreich einladen sollte. Mangels Zustimmung habe er es jedoch nicht getan und Putin stattdessen zu einem separaten Treffen eingeladen. Die Situation sei damals weniger ernst, die Halbinsel Krim aber bereits von Russland eingenommen gewesen.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs stellt sich bei jedem G20-Gipfel die Frage, ob der russische Präsident, gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) vorliegt, anwesend sein wird. Zu den Gipfeln in Indonesien im Jahr 2022 und in Indien im Jahr darauf kam Putin nicht.

Lula hatte zunächst versichert, dass Putin eine Einladung zum G20-Gipfel in Rio de Janeiro erhalten würde und dass es "keinen Grund für seine Verhaftung" geben würde. Später änderte er seine Meinung und sagte, dies sei möglich. Nach dem Gipfeltreffen in Neu-Delhi im September 2023 sagte Lula, es sei Sache der brasilianischen Justiz, über eine Verhaftung Putins zu entscheiden, falls dieser zum Gipfel anreisen sollte. Lula äußerte damals die Hoffnung, dass "bis dahin der Krieg beendet sein wird".