Die Organisatoren der Proteste im Sudan haben ihre Gespräche mit dem regierenden Militärrat ausgesetzt und zu weiteren Massenprotesten aufgerufen. Das Militär habe ihre Forderung nach einem sofortigen Übergang zu einer zivilen Regierung nicht erfüllt, sagte ein Sprecher des Gewerkschaftsverbandes SPA. Die Generäle seien Vertreter des alten Regimes und wollten die Macht nicht ernsthaft abgeben. 

Die Organisatoren der Massenproteste fordern für den Übergang bis zu Neuwahlen eine zivile Staatsführung. Das Militär will dagegen das Präsidentenamt und Schlüsselministerien wie Inneres und Verteidigung besetzen.

Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten vom Militär gestürzt und in ein Gefängnis gebracht worden. In seinem Anwesen wurden rund sieben Millionen Euro in bar gefunden. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen des Verdachts auf Korruption und Geldwäsche eröffnet. In den vergangenen Tagen wurden außerdem mehrere prominente Politiker der Regierungspartei NCP verhaftet.

Das Militär hat für die Übergangszeit von zwei Jahren einen Militärrat eingesetzt, der die Regierungsgeschäfte übernahm. Die Demonstranten fordern jedoch die rasche Einsetzung einer Zivilregierung. Am Freitag hatten die Anführer der Massenproteste angekündigt, einen sogenannten Zivilrat zu bilden, der den Militärrat ersetzen soll. Daraufhin verständigten sich beide Seiten am Samstagabend zunächst auf eine Fortführung der Gespräche über die Machtübergabe.

"Der Militärrat verzögert seine Antwort auf unsere Vorschläge", sagte der Sprecher der SPA, Mohammed al-Amin Abdel Asis. Der SPA rufe zu weiteren Protesten auf. Demonstrationen und die Sitzblockade vor der Zentrale der Streitkräfte in der Hauptstadt Khartum würden fortgesetzt, bis alle Forderungen des Volkes erfüllt seien, sagte am Sonntag ein Sprecher des Oppositionsbündnisses Deklaration für Freiheit und Wandel.

Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate stellen Milliardenhilfen in Aussicht

Inzwischen haben Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate dem Land Finanzhilfen in Höhe von drei Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) angeboten. Wie die amtliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA berichtete, sollen 500 Millionen Dollar dazu dienen, das sudanesische Pfund zu stützen. Weitere 2,5 Milliarden Dollar sollen für Lebensmittellieferungen, Medikamente und Erdölprodukte verwendet werden. Ob der Staat das Geld zurückzahlen muss, blieb unklar. Der Sudan ist eines der ärmsten Länder der Welt.

Für die Interessen Saudi-Arabiens und seiner Verbündeten spielt der Sudan eine Schlüsselrolle. Unter anderem kämpfen sudanesische Truppen in der von Saudi-Arabien geführten Allianz im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. Nach dem Sturz al-Baschirs hatten beide Golfstaaten der Militärführung ihre Unterstützung zugesagt.

Der Chef des sudanesischen Militärrats, General Al-Burhan, kündigte zudem an, dass eine Delegation "diese oder nächste Woche" nach Washington reisen werde. Diese will erreichen, dass der Sudan von einer Liste von Staaten genommen wird, denen die USA Unterstützung des Terrorismus vorwerfen. Die USA hatten die von Al-Burhan veranlasste Freilassung politischer Gefangener und die Aufhebung der nächtlichen Ausgangssperre begrüßt. Die Sprecherin des US-Außenministeriums betonte jedoch, die Gespräche darüber, ob der Sudan von der Liste genommen werde, weiterhin nicht aufgenommen werden würden.