Bei Auktionen in London hat die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB) bedeutende Dokumente der deutschen und europäischen Musik- und Kulturgeschichte erworben. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder ersteigerte die Bibliothek eine Musikhandschrift mit den Chören aus Georg Friedrich Händels Oratorium «Messiah» sowie eigenhändig geschriebene Briefe und Postkarten von Johannes Brahms an Friedrich Chrysander, teilte die SUB am Dienstag mit.

«Brahms, Chrysander und Händel - das sind drei Biografien, die auch in Hamburg geschrieben wurden. Der Neuerwerb dieser bedeutenden Schriftstücke ist ein großer Gewinn, der die Musiksammlung der Staats- und Universitätsbibliothek noch reicher und vielfältiger macht», sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Durch die Digitalisierung könnten diese zeitgeschichtlichen Dokumente nun für alle zugänglich gemacht werden.

Der in Hamburg geborene Johannes Brahms (1833-1897) gehört zu den bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts und zeichnete sich durch ein großes Interesse an der Musikgeschichte aus. Er war auch Herausgeber einzelner Werke anderer Komponisten, beispielsweise des «Requiems» von Wolfgang Amadeus Mozart in der ersten Mozart-Gesamtausgabe. Friedrich Chrysander (1826-1901) war Musikphilologe und beschäftigte sich in Hamburg mit der Gesamtausgabe der Werke von Händel.

In dem erworbenen Konvolut, bestehend aus 44 handschriftlichen Briefen und Postkarten von Brahms an Chrysander, von denen 33 bislang unbekannt beziehungsweise nicht publiziert und wissenschaftlich ausgewertet sind, wird unter anderem die Zusammenarbeit beider an der Händel-Gesamtausgabe thematisiert. Chrysander verkaufte später einen Großteil seiner Musikbibliothek an die damalige Stadtbibliothek Hamburg, die heute wichtiger Bestandteil der historischen Musiksammlung der SUB ist. Das Brahms-Archiv der SUB gehört zu den vier größten Brahms-Sammlungen der Welt.

Nicht weniger spektakulär ist die zweite Neuerwerbung: eine Musikhandschrift mit den Chören aus Georg Friedrich Händels (1685-1759) berühmtem Oratorium «Messiah» in einer bisher unbekannten deutschen Übersetzung. Der im Original auf Englisch verfasste und 1742 in Dublin erstaufgeführte «Messiah» wurde erst ab den 1770er Jahren in Deutschland mit deutschsprachigen Texten aufgeführt, unter anderem in Hamburg 1772 durch Michael Arne und 1775 durch Carl Philipp Emanuel Bach. Textfassungen wurden von Christoph Daniel Ebeling, Friedrich Gottfried Klopstock und Gottfried Herder erarbeitet.

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