"Die Flut – Tod am Deich": Ist klar, Herr Minister
Die ARD macht aus dem Roman "Hauke Haiens Tod", den Robert Habeck einst mit seiner Frau Andrea Paluch geschrieben hat, ein Fernsehspiel. Das ist einfach nur schlecht.
Es ist eine Eigenart von großer
Literatur, dass sie über der Zeit steht, ohne auf beliebige Art zeitlos zu
sein. In Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter ist es eine – sagen
wir – produktive Unklarheit, die dafür sorgt. Der Geisterreiter schwebt nicht
nur lautlos über den Deich, die Erzählung schwebt auch über griffigen
Bedeutungsebenen. Gräbt sich hier die Hybris der Fortschrittsgläubigen in
Person des verbissenen Deichgrafen Hauke Haien ein nasses Grab? Oder verbauen
sich rückständige Dörfler, angeführt vom Großbauern Ole Peters, ein besseres
Leben durch Obskurantismus? Ein bisschen liest sich der Schimmelreiter
heute wie
ein vorgezogener Kommentar auf die Diskussionen zur No-Covid-Politik oder
den höchst aktuellen Streit, wer an welcher Stelle die Energiewende vermasselt
hat. Und das ist dann der Clou: Die eindeutige Antwort bleibt aus. Wir erfahren
nicht, ob Haiens Plan eines modernen stabilen Deichs funktioniert hätte, wenn er
nicht von den Querdenkern um Ole Peters auf halber Strecke ausgebremst worden
wäre.