Der im Jahr 2022 gestorbene katholische Priester Edmund Dillinger aus dem Bistum Trier hat nach Erkenntnissen von Sonderermittlern mindestens 19 Personen sexuell missbraucht. Die Taten in "verschiedenen Schweregraden" habe er von 1961 bis 2018 begangen, heißt es in dem vorläufigen Abschlussbericht des ehemaligen Koblenzer Generalstaatsanwalts Jürgen Brauer und des früheren stellvertretenden Leiters der Staatsanwaltschaft Trier, Ingo Hromada. Elf Opfer seien namentlich bekannt.

Zudem seien "sehr viele Personen", deren Zahl nicht annähernd zu beziffern sei, Opfer von sexuell motiviertem Verhalten Dillingers geworden, "indem sie in sexualisierten Posen fotografiert wurden, Berührungen in allen Körperregionen ausgesetzt waren oder Annäherungsversuche abwehren mussten". 

Der 96-seitige Bericht der Ermittler kommt zu dem Schluss, "dass Dillinger über Jahrzehnte das Gegenteil dessen vorlebte", was er predigte. Der Fall war erst nach dessen Tod im Jahr 2022 öffentlich geworden, als der Neffe des Geistlichen in dessen Wohnung rund 4.500 Aufnahmen von spärlich bekleideten Jugendlichen fand.

Katholische Kirche soll Taten vertuscht haben

Die Ermittler gehen bei dieser Vielzahl von Übergriffen auch von Vertuschung der katholischen Kirche aus. "Es ist kaum zu begreifen, dass eine Persönlichkeit wie Dillinger über Jahrzehnte im Dienst der Kirche verbleiben konnte, trotz allen Wissens über seine Übergriffigkeiten und Missbrauchstaten", teilte die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs mit. 

"Die Tatenlosigkeit und das Wegschauen von kirchlichen Verantwortlichen – was nur als bewusste Vertuschung gewertet werden kann – diente zuvörderst dem Schutz des guten Namens der Kirche und des Bistums", teilte die Kommission weiter mit. Alle Hinweise auf die Taten Dillingers seien weitgehend ignoriert worden.

Schon Anfang der 2000er-Jahre habe man im Bistum über ein "Doppelleben" Dillingers gesprochen, doch erst 2012 leitete der Trierer Bischof Stephan Ackermann ein Verfahren gegen Dillinger ein. Dem Mann wurde dann der Umgang mit Kindern und Jugendlichen untersagt, er durfte keine Gottesdienste mehr halten.

Bistum Trier gesteht Fehler ein

Die Studie bringe "größere Klarheit, vor allem für die Betroffenen, aber auch für das Bistum in Bezug auf das Agieren und die Taten von Edmund Dillinger und die Fehler und Versäumnisse der Verantwortlichen des Bistums", teilte das Bistum mit. "Es wird offenkundig, dass ein Priester der Trierer Kirche Kinder und Jugendliche missbraucht hat, und dass dies auch möglich war, weil Verantwortliche früherer Zeiten es unterlassen haben, zu handeln oder unangemessen reagiert haben." 

Die Ergebnisse zu dem Fall bestätigten, "wie notwendig es sei, immer wieder zu überprüfen, welche Hinweise sich aus den Aufarbeitungsprozessen für das künftige Handeln ergeben", teilte das Bistum mit.