Die Kriminalpolizei in Nürnberg hat zahlreiche Fälle von Betrug über WhatsApp-Nachrichten aufklären können. Der 21-jährige Anführer einer Gruppe, die bundesweit Menschen betrogen und dabei mehr als 370.000 Euro eingenommen haben sollen, befinde sich in Untersuchungshaft, teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken mit. Gegen weitere Mitglieder der sechsköpfigen Gruppe werde noch ermittelt.

Nach Angaben der Polizei nutzten die Täter zwei Betrugsmaschen, um an Geld zu kommen. Sie kontaktierten die Geschädigten per WhatsApp oder SMS und gaben sich als deren Kind aus. Im Laufe des Chats baten sie dann darum, Rechnungen per Überweisung zu begleichen. Dafür unterhielt die Bande der Polizei zufolge ein Netzwerk von mindestens 50 sogenannten Finanzagenten, wie die Ermittler schreiben. Diese stellten demnach ihre Bankkonten gegen eine Bezahlung dafür zur Verfügung.

Bei der zweiten Betrugsmasche gaben sich die Täter am Telefon als Bankmitarbeitende aus. Zu diesem Zeitpunkt sollen diese bereits Zugriff auf das Onlinebanking der Geschädigten gehabt haben. Im Gespräch überredeten die Täter ihre Opfer dann, Zahlungen im TAN-Verfahren freizugeben.

"Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt"

Dem Polizeipräsidium Mittelfranken zufolge wurden 76 Betrugsfälle aufgeklärt, die der Gruppe zugeordnet werden konnten. Sie habe innerhalb von zehn Tagen mehr als 16.000 SMS versendet. Sie begannen alle mit dem Satz: "Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer."

Der per Haftbefehl gesuchte Anführer der Gruppe wurde nach Angaben der Polizei vergangenen Herbst festgenommen, nachdem er bei einer Fahrscheinkontrolle in einem Zug bei Würzburg kein Ticket hatte vorweisen können. Er habe zu diesem Zeitpunkt eine falsche Identität genutzt. Gegen die sogenannten Finanzagenten laufen demzufolge Strafverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche.