Die Autorenvereinigung PEN America hat im Streit über ihren Umgang mit dem Gaza-Krieg auch ihr jährliches Literaturfestival World Voices abgesagt. Sie bedauere die Entscheidung, teilte Suzanne Nossel, die Vorsitzende des Schriftstellerverbands, am Freitag mit. Der Schritt stehe im Widerspruch zu ebenjenen Beweggründen, die Autoren und Autorinnen um Salman Rushdie bewogen hätten, das Festival vor rund 20 Jahren ins Leben zu rufen.

Zahlreiche Kulturschaffende werfen der Leitung von PEN America vor, das israelische Vorgehen im Gazastreifen nicht entschieden genug zu verurteilen oder palästinensische Schriftsteller und Journalistinnen nicht ausreichend zu unterstützen. Die Autorenvereinigung hatte diese Woche bereits ihre Preisverleihung abgesagt, nachdem im Streit über den Gaza-Krieg 28 der insgesamt 61 nominierten Autorinnen und Übersetzer ihre Teilnahme an der Verleihung zurückgezogen hatten. Mehrere Nominierte hatten zuvor in einem offenen Brief den Gaza-Krieg als "Völkermord" bezeichnet und der PEN America mangelnde Empathie vorgeworfen. Autorinnen und Autoren wie Naomi Klein und Hari Kunzru hatten die Vereinigung für ihre aus ihrer Sicht unzureichende Solidarität mit der palästinensischen Seite im Krieg kritisiert.

Das World-Voices-Festival, das Autorinnen und Autoren aus der ganzen Welt zusammenbringt, hätte eigentlich im Mai in New York und Los Angeles stattfinden sollen. Naomi Klein, Michelle Alexander, Hisham Matar und Dutzende weitere Schriftstellerinnen und Schriftsteller stellten sich zuletzt hinter einen im März veröffentlichten offenen Brief, in dem heftige Kritik an der PEN-Führung geübt wird, und sagten, dass sie nicht am Festival teilnehmen würden.

PEN America existiere, um Schriftsteller in der Verteidigung der freien Meinungsäußerung zu vereinen, hieß es in der Erklärung der Vorsitzenden Nossel vom Freitag. Die Prämisse von World Voices sei es, breite Gräben der Weltanschauungen und Überzeugungen einander näherzubringen, etwa indem direkte Gespräche zwischen und unter jenen gefördert werden, die sich zutiefst widersprächen.