Nach der spektakulären Aufhebung des Vergewaltigungsurteils gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein will die Staatsanwaltschaft den Prozess neu aufrollen. Das teilten Vertreter der Staatsanwaltschaft am Mittwoch bei einer Anhörung vor einem Gericht in New York mit, bei der auch der 72-jährige Weinstein selbst anwesend war.

Weinstein wurde in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Sein Anwalt Arthur Aidala sagte bei der Anhörung, Weinstein sei erschienen, obwohl er zuletzt wegen gesundheitlicher Probleme in einem Krankenhaus behandelt werden musste. Mental sei sein Mandant aber voll auf der Höhe.

"Wir glauben an diesen Fall und wir werden diesen Fall neu aufrollen", sagte die stellvertretende Staatsanwältin Nicole Blumberg. Auch die Verteidigung zeigte sich einverstanden mit einem neuen Verfahren. Anwalt Aidala sagte, sein Mandant wolle nun seine Unschuld beweisen. "Es ist ein neuer Prozess. Es ist ein neuer Tag."

Beide Seiten signalisierten, dass sie im Herbst für einen neuen Prozess bereit sein könnten, wenn das in den Gerichtskalender passen würde. Richter Curtis Farber setzte zunächst eine neue Anhörung für den 29. Mai an. Ob es wirklich zu einem neuen Prozess kommt, könnte aber beispielsweise auch noch davon abhängen, ob Zeugen und Zeuginnen erneut aussagen wollen würden. Eine der Frauen, die Weinstein im ersten Prozess beschuldigt hatten, soll laut der Staatsanwaltschaft ihre Bereitschaft dazu bereits bekundet haben.

Weinstein war 2020 wegen Sexualdelikten zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Am vorigen Donnerstag hatte ein Berufungsgericht in New York die historische Verurteilung überraschend aufgehoben. Mit knapper Mehrheit befand das Gremium, dass bei dem damaligen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden. Weinstein ist aber weiter in Haft, weil er 2023 in einem anderen Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.