Vier Menschen sind in einem mutmaßlich vorsätzlich in Brand gesetzten Solinger Mehrfamilienhauses getötet worden. Die Ermittler haben bisher keine Hinweise auf ein rassistisches Tatmotiv gefunden. Das teilte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt mit. Bereits am Vortag hatte der Staatsanwalt in Wuppertal mitgeteilt: "Anhaltspunkte, die auf ein fremdenfeindliches Motiv deuten, liegen nicht vor."

Außerdem bestätigte der Ermittler, dass es in dem Haus bereits einmal gebrannt hatte. Ein Feuer aus dem Jahr 2022 sei Teil der Bewertungen, sagte der Staatsanwalt. Eventuell eingehende Hinweise würden durch die Ermittlungsbehörden geprüft. Die Ermittler hatten zur Klärung des Großbrands auch die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.

Bulgarische Familie wurde getötet

Bei dem verheerenden Brand zu Wochenbeginn kam eine wahrscheinlich aus Bulgarien kommende Familie ums Leben. Sie konnte sich nicht mehr aus dem Dachgeschoss des Hauses retten. Die 28 und 29 Jahre alten Eltern wurden gemeinsam mit ihrem knapp dreijährigen Kleinkind und einem erst fünf Monate alten Säugling getötet.

Bereits am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Ergebnisse eines vorläufigen Gutachtens von Brandsachverständigen vorgelegt. Demnach gehen die Ermittler von vorsätzlicher Brandstiftung aus. In dem hölzernen Treppenhaus seien deutlich Reste eines Brandbeschleunigers nachgewiesen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ermittelt wird demnach mit dem Vorwurf des Mordes und versuchten Mordes.

Laut Staatsanwaltschaft werden nach dem Großbrand in dem Mehrfamilienhaus noch immer drei Verletzte intensivmedizinisch behandelt.  Fünf weitere Mieter wurden verletzt. Die Hausbewohner haben laut Staatsanwaltschaft unterschiedliche Nationalitäten.

Trauer und Aufruf gegen rechts

Mehr als 150 Menschen kamen am Donnerstagnachmittag am Brandort zu einer Trauerkundgebung zusammen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Aufgerufen hatten unter anderem die Amadeu Antonio Stiftung, die Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus unterstützt, sowie das linke Bündnis Solinger Appell.

"Wir müssen wachsam sein", sagte Stephan Strack, Sprecher des Bündnisses Solinger Appell, bei der Trauerkundgebung. Man wolle um die Opfer trauern und sich solidarisch mit den Verletzten zeigen, sagte er. Das katastrophale Feuer hatte bei vielen Solingern schlimme Erinnerungen geweckt: Im Mai 1993 waren bei einem rassistischen Brandanschlag fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen ermordet worden.