In der fast 70-jährigen Geschichte des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) hat es weltweit noch nie so viele Menschen auf der Flucht gegeben wie im vergangenen Jahr. Das Flüchtlingshilfswerk schätzt die Zahl auf 70,8 Millionen Geflüchtete, Vertriebene und Asylbewerber, sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Das seien 2,3 Millionen mehr als ein Jahr zuvor und doppelt so viele wie vor 20 Jahren. 

Aus dem jährlichen Bericht Global Trends der UN geht hervor, dass es sich bei 41,3 Millionen Geflüchteten um Binnenvertriebene handelt. 25,9 Millionen Menschen sind demnach vor Krieg und Verfolgung aus ihrem Land geflohen, ein Plus von 500.000 im Vergleich zum Vorjahr. Die kleinste Gruppe bilden 3,5 Millionen Asylbewerber, die noch auf eine Entscheidung über ihr Asylgesuch warten. Allein 6,7 Millionen Geflüchtete kamen aus Syrien, weitere 2,7 Millionen aus Afghanistan und 2,3 Millionen aus dem Südsudan. Weitere wichtige Herkunftsländer waren Myanmar, Somalia, Sudan und die Demokratische Republik Kongo. 

Wie der Repräsentant des Flüchtlingshilfswerks in Deutschland, Dominik Bartsch, gegenüber der Stuttgarter Zeitung sagte, werden täglich 37.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind demnach Kinder. Der UN-Vertreter nannte in dem Zusammenhang Afghanistan und Sudan.

"Die Daten unterstreichen, dass die Zahl der vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehenden Menschen langfristig steigt", sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Es gebe trotz einer oft vergifteten Sprache im Zusammenhang mit Geflüchteten und Migranten auch fantastische Beispiele von Großmut. "Auf diesen positiven Beispielen müssen wir aufbauen und unsere Solidarität für die vielen Tausenden, die jeden Tag vertrieben werden, verdoppeln", forderte Grandi. Lösungen könne es aber nur geben, wenn alle Länder zusammenarbeiteten.

In Deutschland ging die Zahl der neuen Asylanträge dem Bericht zufolge erneut deutlich zurück. Demnach sank die Zahl der Antragsteller 2018 auf 161.900, ein Jahr zuvor waren es noch 198.300 gewesen, 2016 sogar 722.400. Die meisten Asylsuchenden kamen aus Syrien, dem Irak und dem Iran. Insgesamt gab es laut UNHCR zum Jahreswechsel 1,06 Millionen anerkannte Geflüchtete in Deutschland, die Hälfte davon aus Syrien.