Fertigprodukte in Deutschland enthalten nach wie vor zu viel Fett, Zucker und Salz. Das ergab eine Untersuchung im Auftrag des Bundesernährungsministeriums. 2018 hatten sich mehrere Unternehmen freiwillig dazu verpflichtet, die Anteile von Fett, Zucker und Salz bis 2025 zu reduzieren. Das zweite Monitoring des bundeseigenen Max-Rubner-Instituts ergab, dass es seit dem ersten Zwischenbericht 2020 zwar kleine Verbesserungen gab, jedoch viele Produkte nach wie vor zu ungesund seien. 

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisierte die Lebensmittelhersteller und kündigte weitere Schritte an. Auch Verbraucherschützer forderten deutlich weitergehende Maßnahmen.

In der Studie kamen einige wenige positive Ergebnisse heraus – beispielsweise, dass der Zuckergehalt von Joghurt im Vergleich zu 2020 um etwa sechs Prozent gesunken sei. Bei Frühstückscerealien sei der Zuckeranteil im gleichen Zeitraum sogar um 20 Prozent gesunken. Beobachtet wurde allerdings gleichzeitig eine Erhöhung des durchschnittlichen Fettgehaltes. Bei Nudelsoßen sei der Salzanteil zwischen 2016 und 2021 spürbar zurückgegangen – bei Bolognese-Soßen mit Fleisch um 15 Prozent. Bei hellen Nudelsoßen mit Käse oder Sahne seien aber trotz Reduzierungen weiter relativ hohe Energie- und Fettgehalte aufgefallen.

Während gesüßte Erfrischungsgetränke noch bis zur ersten Untersuchung ihren Zuckergehalt reduziert hatten, setzte sich dieser Trend nicht fort. Bei einigen Untergruppen wie Light-Limonaden und Wasser mit Aromen seien sogar teils Erhöhungen im durchschnittlichen Zuckergehalt beobachtet worden, heißt es in der Untersuchung. Auch bei gesüßten Quarkzubereitungen habe seit 2019 keine statisch signifikante Veränderung stattgefunden.

Besonders kritisch seien auch Produkte, die sich im Marketing an Kinder richten. So sei der Zuckergehalt in gesüßten Milchprodukten für Kinder mit durchschnittlich 11,5 Gramm pro 100 Gramm 2022 weiterhin hoch, das Reduktionstempo habe sich verlangsamt. Auch bei gesüßten Getränken für Kinder habe es von 2018 bis 2022 keine signifikante Veränderung gegeben – die Zuckergehalte lagen zudem weit über dem Niveau der Gesamtstichprobe mit Produkten für Erwachsene.

Foodwatch: Mit Selbstverpflichtungen kommen wir nicht weiter

"Eine gute und ausgewogene Ernährung wird schwierig, wenn in verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist", kritisierte Özdemir. "Wir alle tragen Verantwortung." Der neue Zwischenbericht mache leider deutlich, dass die bisherigen Neuerungen nicht ausreichten. Laut Özdemir sei das Institut daher beauftragt worden, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele zu entwickeln. Auf dieser objektiven Grundlage werde das Ministerium weitere Änderungen von Rezepturen bei der Wirtschaft einfordern.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte: "Die lächerlichen Fortschritte bei der Reduktion von Zucker, Fett und Salz zeigen wieder einmal: Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie allein kommen wir nicht weiter." Die Regierung müsse endlich wirksame Maßnahmen auf den Weg bringen, um Diabetes und Adipositas in den Griff zu bekommen – etwa mit einer Limo-Steuer auf gesüßte Getränke und einem überfälligen Schutz von Kindern vor Junkfood-Werbung. In der Ampelkoalition werden Pläne für solche Werbeverbote, die Özdemir vor mehr als einem Jahr vorlegte, von der FDP blockiert.

Für den kommenden Herbst ist ein weiteres Produktmonitoring für Erfrischungsgetränke, Fleischersatzprodukte sowie Feingebäck und Soßen geplant. Im Herbst 2025 sollen unter anderem Frühstückscerealien, Brot und Wurstwaren folgen. Ein Abschlussbericht soll 2026 veröffentlicht werden.