Ein winterliches Tief hat Mitteleuropa unter einer dichten Wolkendecke begraben. Null Grad Celsius zeigt das Thermometer in Berlin, Schnee treibt an diesem Donnerstag durch die Straßen. In wenigen Stunden wird hier ein historisches Ereignis stattfinden: Zum ersten Mal seit 1933 wird ein frei gewähltes Parlament für das ganze Deutschland zusammenkommen, wird der 12. Bundestag – der erste nach der Wiedervereinigung – sich im Reichstagsgebäude konstituieren.

Fast 900 Kilometer südwestlich ist es ebenfalls bitterkalt, aber immerhin trocken. Auch in Genf eilen die Menschen zur Arbeit, darunter Tausende Wissenschaftler und Techniker. Sie sind auf dem Weg zur Großforschungseinrichtung Cern. Dort befindet sich einer der größten Teilchenbeschleuniger der Welt, der Large Electron-Positron Collider. Seit über einem Jahr ist er in Betrieb. Mit seiner Hilfe versuchen Kernphysiker aus aller Welt neue Erkenntnisse über die Struktur der Quantenwelt zu gewinnen. In einem 27 Kilometer langen Tunnel lassen sie Elementarteilchen aufeinanderprallen. Was dabei passiert, kann niemand sehen – ausgeklügelte Detektoren liefern massenhaft Daten, die anschließend in Bilder übersetzt werden müssen. Deshalb stehen überall in den Gebäuden Computer: einige Großrechner, schrankgroße "Minicomputer" sowie zahlreiche sogenannte Work Stations. Es sind die besten Rechenmaschinen ihrer Zeit: Am Cern ist über die vorangegangenen zwei Jahrzehnte eine Millionen Dollar teure Infrastruktur für die Datenverarbeitung entstanden.