Am Abend des 3. Dezember 1948 triumphiert Elisabeth Selbert, als sie nach einer Sitzung des Hauptausschusses des Parlamentarischen Rates vor der SPD-Fraktion spricht: "Unser Antrag ist abgelehnt worden! Einen größeren Dienst hätten uns die bürgerlichen Frauen gar nicht leisten können." Selbert hatte, unterstützt von ihrer Fraktionskollegin Friederike Nadig, vorgeschlagen, einen kurzen, aber bedeutsamen Satz ins Grundgesetz einzufügen: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt."

Der Vorstoß scheitert. Stattdessen soll es, ähnlich wie in der Weimarer Reichsverfassung von 1919, in Artikel 3 heißen: "Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten." Auch Helene Weber von der CDU und Helene Wessel vom Zentrum – die zwei anderen Frauen im Parlamentarischen Rat – stimmen gegen Selberts Vorschlag. Die "Frauenfrage" ist damit aber erst recht auf der Tagesordnung.