Vor einigen Jahren, ich muss Anfang 30 gewesen sein, war ich auf Kneipentour in Berlin unterwegs. Ich trank mit einer Gruppe Jungs, also eigentlich: Männern, die ich ganz gut, aber eben nicht sehr gut kannte. Wir tranken ziemlich viel, wurden immer betrunkener und ehrlicher. Ich erwähnte, dass ich mit meinem Kleinkind mehrere Monate in einem Frauenhaus gelebt hatte. 

Einer meiner Bekannten am Tisch schaute mich völlig irritiert an. Nicht missbilligend, nicht spöttisch – sondern vollkommen überrascht. Diese Überraschung überraschte wiederum mich. "Was?", fragte ich. "Du bist wirklich die letzte Frau, von der ich erwartet hätte, dass sie im Frauenhaus landet", sagte er.