In Michael Walchs Apotheke im südpfälzischen Germersheim fragen viele Menschen neuerdings nach Atemschutzmasken. In der Kleinstadt scheint die Angst vor dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 besonders groß zu sein: Noch bis vor Kurzem waren dort in einer Kaserne rund 120 Heimkehrerinnen und Heimkehrer untergebracht, die aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan ausgeflogen worden waren – dem Ort, von wo sich das Virus verbreitete und wo es inzwischen Zehntausende Menschen infiziert hat. Mehr als 2.000 Todesfälle gibt es inzwischen.  

Zwar ist das Risiko, sich in Deutschland mit dem Virus Sars-CoV-2 zu infizieren, aktuell weiterhin gering. Das Bundesministerium für Gesundheit rechnet jedoch mit weiteren Fällen in Deutschland und hält es für ratsam, sich ganz generell stärker vor Infektionen zu schützen. Gibt es schon Medikamente gegen das Sars-CoV-2-Virus, und welche Atemschutzmasken schützen vor dem neuen Erreger? Was ist jetzt sinnvoll – und was nicht? Ein Überblick.

Das kann jeder tun

Regelmäßig die Hände waschen 

Wer sich vor der Covid-19-Krankheit, die das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 auslöst, schützen möchte, kann sich an die gleichen Regeln halten, die Medizinerinnen und Gesundheitsexperten jedes Jahr zur saisonalen Grippewelle empfehlen: auf Hygiene achten, vor allem im Umgang mit Menschen, die besonders anfällig für Virusinfektionen sind, also Schwangere, Menschen über 60 Jahre oder chronisch Kranke. Man sollte regelmäßig und gründlich seine Hände waschen, das heißt: mindestens 20 Sekunden lang, mit Seife und bis zum Handgelenk. Außerdem sollten ungewaschene Hände keine Lebensmittel oder die Augen und den Mund anfassen. Wer ein Desinfektionsmittel verwenden möchte, sollte darauf achten, dass es als viruzid gekennzeichnet ist, also wirklich Viren abtöten kann. Im Alltag ohne besonderes Infektionsrisiko raten Experten aber davon ab, ständig solche Mittel zu verwenden. Im Hinblick auf eine mögliche Epidemie mit einem neuen Erreger kann es aber eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme sein.

Husten und niesen Sie so, dass andere geschützt sind

Ähnliche Hygieneregeln gelten für alle, die husten oder niesen müssen. Covid-19 ist wie eine Influenzagrippe eine Erkrankung der Atemwege und wird wahrscheinlich über Tröpfchen aus Mund und Nase übertragen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat eine Niesetikette formuliert mit Informationen über hygienisches Niesen. Darin steht: sich beim Husten und Niesen von anderen Personen abwenden. Niesen Sie also nicht in Ihre Hand, von wo sich die Erreger schnell weiter verteilen können, sondern in die Armbeuge oder in ein Taschentuch. 

Engen Kontakt mit Erkrankten meiden

Noch eine Regel, die jedes Jahr in der Grippesaison gilt: Halten Sie Abstand zu hustenden, niesenden und schnupfenden Menschen, ungefähr einen bis zwei Meter. Eine Infektion mit einem Virus, das sich durch Tröpfchen überträgt, lässt sich mit dieser einfachen Maßnahme oft entgehen. Und grundsätzlich gilt: Wer Anzeichen einer Erkältung oder einer echten Grippe hat, sollte eine Infektion am besten zu Hause auskurieren statt im Büro oder in der U-Bahn. Auch wer nur ein bisschen schnieft oder Halsschmerzen hat und sich ansonsten fit fühlt, kann andere anstecken. Deshalb auch dann zu Hause bleiben.

Gegen Grippe impfen

Eine Impfung gegen Influenzaviren schützt körperlich nicht vor der Ansteckung mit dem neuen Coronavirus. Denn Sars-CoV-2 ist ein ganz anderer Erreger. Aber: Wenn die Grippesaison milde ausfällt, entlastet das die Gesundheitsbehörden im Kampf gegen das neue Virus: Deswegen ist es in so einer Lage gut, wenn viele Menschen eine Grippeimpfung bekommen haben. Da sich die Symptome einer normalen Grippeinfektion zum Teil kaum von dem Krankheitsbild der neuen Virusinfektion Covid-19 unterscheiden, wären im Fall eines größeren Corona-Ausbruchs in Deutschland Grippekranke auch Corona-Verdachtsfälle. Sie müssten getestet und unter Quarantäne gestellt werden und würden damit Krankenhäuser und Gesundheitsämter mehr als nötig belasten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt daher den besonders gefährdeten Gruppen wie etwa Personen über 60 Jahren, Schwangeren und chronisch Kranken, gerade jetzt, sich gegen die diesjährige Influenza impfen zu lassen, wenn sie es nicht schon getan haben. Eine Impfung für alle Menschen hierzulande empfiehlt die Stiko derzeit auf Nachfrage von ZEIT ONLINE nicht.

Bei begründetem Verdacht auf Sars-CoV-2 beim Gesundheitsamt melden 

Wer mit Husten und Fieber in eine Arztpraxis oder gar in die Notaufnahme kommt, wird bisher nicht routinemäßig auf eine mögliche Infektion mit Sars-CoV-2 untersucht. Ein begründeter Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion besteht laut dem Robert Koch-Institut (RKI) nur dann, wenn eine mögliche Patientin oder ein Patient in den vergangenen 14 Tagen Kontakt mit einer erkrankten Person hatte oder gerade in einem Risikogebiet war. Darunter fielen ursprünglich nur Regionen in China, nämlich die Provinz Hubei, in der auch Wuhan liegt, und die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou in der Provinz Zhejiang. Mittlerweile zählt das Robert Koch-Institut aber auch die italienische Provinz Lodi in der Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien sowie die Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang) in Südkorea und Ghom in Iran zu den offiziellen Risikogebieten. Wer also dort war und typische Symptome hat, sollte sich per Telefon beim zuständigen Gesundheitsamt melden und – wer medizinische Hilfe benötigt – nach telefonischer Anmeldung einen Arzt aufsuchen. Wer weder in einer der betroffenen Regionen war noch Kontakt zu einer infizierten Person hatte, wird sich vermutlich eher ein Grippevirus eingefangen haben und nicht Sars-CoV-2.

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Diese Maßnahmen helfen nicht

Sie brauchen keine Medikamente gegen Viren zu kaufen

Aktuell gibt es kein spezielles Medikament und keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus. Zwar wurde Oseltamivir, ein Wirkstoff im bekannten Antigrippemittel Tamiflu, probeweise bei Covid-19-Erkrankten eingesetzt (The Lancet: Chen et al., 2020), doch gibt es keinen Beleg, dass er wirkt. "Virologisch gesehen ist das Blödsinn", sagt Friedemann Weber, Leiter des Instituts für Virologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Denn die Oberflächenstrukturen von Influenzaviren, an denen das Medikament andockt, unterschieden sich so sehr von dem Sars-CoV-2 Virus, dass das Medikament nicht wirken dürfte.

Antibiotika funktionieren sowieso nicht, weil sie nur gegen bakterielle Infektionen helfen. Vereinzelt wurden Patientinnen und Patienten mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt, die normalerweise bei HIV-Infektionen eingesetzt werden. Forschende halten den Ansatz für vielversprechend (Journal of Korean Medical Science: Lim et al., 2020), doch gibt es noch keine stichhaltigen Beweise für einen positiven Effekt. Diese und auch andere Medikamente dieser Art sind zudem nicht rezeptfrei erhältlich.

Nach derzeitigem Stand ist es also nicht sinnvoll, sich mit Arzneimitteln vor dem Coronavirus zu schützen. Wer eine chronische Erkrankung hat, für die er oder sie verschreibungspflichtige Medikamente braucht, sollte ohnehin zu Hause einen kleinen Vorrat haben – für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet und es vorzuziehen ist, seltener das Haus zu verlassen und jeglichen Kontakt zu Fremden zu meiden.

Gängige Atemschutzmasken werden nicht empfohlen

Nur wer selbst unter einer Atemwegsinfektion wie einer Lungenentzündung leidet und vermeiden will, andere Personen damit anzustecken, sollte laut dem RKI einen Mund-Nasenschutz tragen. Es gibt hingegen keine Hinweise darauf, dass eine Atemschutzmaske, wie man sie derzeit auf vielen Fotos in den Medien sieht, gesunde Menschen vor einer Sars-CoV-2-Infektion schützen. So ein chirurgischer Mund-Nasenschutz sei dafür konzipiert, die Umwelt vor einem infizierten Träger zu schützen, nicht andersherum, erklärt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. in einer Pressemitteilung.

Gesunde Menschen müssten sogenannte FFP-Masken tragen, um sich effektiv vor Viren zu schützen. Solche Masken könnten allerdings das Atmen erschweren und gehörten zur professionellen Schutzausrüstung von Ärzten und Pflegepersonal, die engen Kontakt zu Infizierten haben. Auch Clemens Wendtner, Leiter des Instituts für Tropenmedizin und Infektiologie an der München Klinik, plädiert dafür, die Masken dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht werden, nämlich im ärztlichen und pflegerischen Bereich. "Das Maskentragen in Deutschland im öffentlichen Raum ist nicht sinnvoll", sagt der Arzt. Allein schon deshalb, weil die Masken etwa alle 20 Minuten ausgetauscht werden müssten – nämlich dann, wenn sie vom Atem feucht werden und nicht mehr vor Erregern schützen können.

Kinder können weiter zur Schule und in den Kindergarten

Nach aktuellem Stand gibt es keinen Grund, Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule zu nehmen. Abgesehen von den 16 Personen, die in Deutschland gegen eine Sars-CoV-2 Infektion behandelt wurden, ist nicht bekannt, dass sich weitere Menschen in Deutschland angesteckt haben. Alle nachweislich Infizierten stehen entweder in Verbindung mit einer zusammenhängenden Infektionskette in Bayern oder hatten sich bereits in China mit dem Virus infiziert und wurden gesondert in einer Klinik in Deutschland behandelt. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt zwar davor, dass weitere Infektionen in Deutschland möglich sind, schätzt die Gefahr für die allgemeine Gesundheit aber als gering ein. 

Sie können Post aus China weiter annehmen

Dass sich das neue Coronavirus über Oberflächen verbreiten kann, ist nicht ausgeschlossen. Solche Schmierinfektionen treten entweder dann auf, wenn eine infizierte Person eine andere berührt, oder wenn sie einen Gegenstand anfasst, den danach jemand Gesundes in die Hand nimmt. Es habe bereits Fälle gegeben, wo sich Betroffene ohne oder mit nur flüchtigem Kontakt zu infizierten Personen in Großraumbüros angesteckt haben, sagt Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing.

Forscher und Forscherinnen von der Universität Greifswald und der Ruhr Universität Bochum fanden in einer Metaanalyse heraus, dass verschiedene Coronaviren zwischen zwei Stunden und neun Tagen auf Oberflächen überleben können (Journal of Hospital Infection: Kampf et al., 2020). Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung steht es aber vor allem in trockenen Umgebungen nicht sehr gut um die Überlebenschancen von Coronaviren. Dass sich das Virus über Oberflächen weiterverbreitet, ist deshalb nur innerhalb eines kurzen Zeitraums denkbar – die mehrtägige Reise auf einem Päckchen von China nach Deutschland kann es wohl eher nicht überstehen. Bislang sind jedenfalls keine Infektionsfälle bekannt, die sich auf importierte Waren aus China zurückführen lassen. 

Sie müssen keine importierten Lebensmittel meiden 

Ebenfalls ist es unwahrscheinlich, dass sich das Virus über Lebensmittel aus China verbreitet. Trotzdem weist das Bundesinstitut für Risikobewertung darauf hin, die allgemeinen Regeln zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen zu beachten: rohe und gegarte Lebensmittel separat lagern, um zu vermeiden, dass schädliche Viren von rohem Fleisch oder Tierprodukten auf Gekochtes überspringen. Die Hände vor dem Kochen immer gründlich waschen, um eine Übertragung von Viren von der Haut auf Lebensmittel zu verhindern. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schreibt außerdem, dass das Virus hitzeempfindlich ist. Wer also ganz sichergehen will, kann das Ansteckungsrisiko minimieren, indem er oder sie rohe Lebensmittel ausreichend erhitzt. 

Es gibt keine sinnvollen Hausmittel gegen das Virus

Vor allem in den sozialen Netzwerken kursieren Meldungen über Hausmittel, die das Virus bekämpfen sollen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt davor, dass weder Vitamin C noch Kräutertees vor dem neuen Coronavirus schützen. Genauso wenig helfe es, Knoblauch zu essen. Die Organisation enttarnt solche und weitere Falschmeldungen auf ihrer Website.

Sie haben noch mehr Fragen? Dann schicken Sie sie uns. Lesen Sie hier, was wissenschaftlich über den Corona-Erreger bisher bekannt ist – und was noch unklar.

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