Die Niederlande beenden die Förderung von Erdgas in Groningen. Staatssekretär Hans Vijlbrief unterzeichnete im Dorf Kolham im Norden des Landes das entsprechende Gesetz. Vor fast 65 Jahren war dort auf einer Weide ein riesiges Erdgasvorkommen entdeckt worden, das die Niederlande nach Norwegen zum größten Erdgasproduzenten Europas machte. 

Bürger in Groningen und Politiker sehen in dem Stopp der Gasförderung einen historischen Moment. Die Förderung von Gas in der Region nahe Niedersachsen hatte dem Staat und den beteiligten Ölkonzernen Milliardengewinne eingebracht. Für die Bevölkerung waren damit Schäden durch zahlreiche Erdbeben verbunden.

In dem Feld befinden sich schätzungsweise noch 450 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspricht in etwa dem Gasverbrauch des Landes von zehn Jahren. Doch nun sollen alle Anlagen demontiert und die Schächte mit Beton gefüllt werden. Damit ist die Wiederaufnahme der Förderung auch in Notfällen, etwa bei Engpässen, nicht mehr möglich.

Milliardengewinne für Staat, Shell und ExxonMobil

In 60 Jahren wurden in Groningen mehr als 2.300 Milliarden Kubikmeter gefördert, davon etwa die Hälfte für den Export – auch nach Deutschland. Der Staat verdiente damit mehr als 360 Milliarden Euro, die beteiligten Ölgesellschaften Shell und ExxonMobil rund 66 Milliarden Euro. 

Doch die Produktion führte zu rund 1.600 Erdbeben, bei denen Zehntausende Gebäude schwer beschädigt wurden. Rund 100.000 Menschen waren betroffen. Eine parlamentarische Untersuchungskommission stellte vor einem Jahr fest, dass der Staat und die Ölkonzerne Shell und ExxonMobil die Sicherheit der Bürger systematisch missachtet haben. Regierung und Ölkonzerne räumten Fehler ein.

Bereits 2018 hatte die Regierung angekündigt, die Gasproduktion zu beenden. Wegen der Energiekrise als Folge des Krieges in der Ukraine war die Produktion jedoch verlängert worden.