Der Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz (KI) könnte dem verarbeitenden Gewerbe in Deutschland hohe Gewinne einbringen. Das geht aus einer Studie des Forschungsinstituts IW Consult im Auftrag von Google hervor. Demnach könnte die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe durch generative KI um bis zu 7,8 Prozent erhöht werden, was einer Gesamtsteigerung von 56 Milliarden Euro entspreche. Die Bruttowertschöpfung ist der im Produktionsprozess geschaffene Mehrwert, also der Gesamtwert der Waren und Dienstleistungen unter Abzug der Vorleistungen.

Generative KI ist eine Variante der künstlichen Intelligenz, mit der man neue, originelle Inhalte schaffen kann. Mithilfe der Algorithmen und sogenannter Sprachmodelle können Inhalte wie Texte, Bilder und Videos, aber auch Musik oder Programmcodes erzeugt werden. Die Vorgaben für das KI-System müssen nicht programmiert, sondern können in natürlicher Sprache übermittelt werden.

Akademiker und Büroangestellte

Der Studie der Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zufolge müssen sich vor allem Akademikerinnen und Akademiker sowie Büroangestellte auf starke Veränderungen ihrer Arbeit durch KI einstellen. Im verarbeitenden Gewerbe seien dies rund 0,6 Millionen Beschäftigte, bei denen man eine starke Auswirkung von KI auf die Arbeit erwarte. Bei weiteren 4,1 Millionen Beschäftigten könne generative KI die eigene Arbeit unterstützen, etwa bei der Optimierung von Programmcodes oder als Ideenanregung beim Produktdesign.

Im Alltag klassischer Industriejobs wie Reparatur- oder Wartungsarbeiten werde die KI dagegen deutlich seltener zum Einsatz kommen. Diese rund 3,3 Millionen Stellen sind der Studie zufolge durch KI nicht oder nur schwer automatisierbar. Das betreffe etwa 41 Prozent aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe.

Laut dem IW-Direktor Michael Hüther ist seit 2018 die reale Arbeitsproduktivität im Maschinenbau und anderen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes mit lediglich 0,4 Prozent Plus pro Jahr nahezu konstant geblieben. Durch generative KI könne die Branche "eine beachtliche KI-Dividende" erzielen, schätzt er. Damit könnte das verarbeitende Gewerbe auch seine Produktivitätsvorteile auf den Weltmärkten sichern, sagte Hüther. Es sei erfreulich, dass viele Unternehmen diese Chance schon erkannt hätten.

Mehr als 50 Prozent der Industriebetriebe in Deutschland setzen KI laut der Studie bereits ein – deutlich mehr als der Durchschnitt der deutschen Wirtschaft (17 Prozent). KI werde in der verarbeitenden Industrie dazu verwendet, interne Systeme zu automatisieren (42 Prozent), Dokumente zu verfassen (31 Prozent) und Daten zu analysieren (24 Prozent).

Das verarbeitende Gewerbe ist eines der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland und umfasst beispielsweise die Metallbranche. Laut IW beträgt die Wertschöpfung im Bereich des verarbeitenden Gewerbes 781 Milliarden Euro und fast acht Millionen Beschäftigte. Im Vergleich zu anderen Industrieländern ist in Deutschland der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung mit mehr als 20 Prozent deutlich höher und nahezu doppelt so hoch wie in Großbritannien oder den USA. Für die gesamte Wirtschaft werde die mögliche Wertschöpfung mittels KI auf 330 Milliarden Euro geschätzt.