Der insolvente Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat eine Liste mit den 16 Filialen vorgelegt, die geschlossen werden sollen. Auf der Liste, die ZEIT ONLINE vorliegt, finden sich unter anderen die drei Berliner Häuser Ringcenter, Spandau und Tempelhof. Außerdem geschlossen werden demnach die Standorte Augsburg, Chemnitz, Essen, Köln Breite Straße, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße, Wesel und Würzburg.

Der Konzern hatte die Schließung von 16 Häusern bereits am Freitag angekündigt. Die genauen Standorte waren zunächst unklar.

Jede der fortzuführenden Filialen müsse das Potenzial haben, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen, teilte das Unternehmen mit. Bei dieser Bewertung spiele neben soziodemografischen Rahmenbedingungen der Standorte insbesondere auch die Miethöhe eine zentrale Rolle. 

"Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können", sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. "Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte."

Wo es nicht gelungen sei, ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis zu erzielen, "können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden", sagte er weiter. Dort sei "gemeinsam mit dem Sozialpartner eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet" worden. So könnten alle betroffenen Mitarbeiter für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln. 

"Von derzeit 12.800 Arbeitsplätzen bei Galeria werden rund 11.400 erhalten", teilte der Konzern weiter mit. Das bisherige Service-Center in Essen ziehe an einen neuen Standort in die Filiale Düsseldorf Schadowstraße um. Zudem kündigte das Unternehmen Investitionen und Modernisierungsumbauten für Filialen an, die erhalten bleiben. Genaue Standorte nannte es nicht.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisierte die Pläne. "Das ist keine gute Nachricht, weder für die Beschäftigten noch für die Kundinnen und Kunden und die betroffenen Kommunen", teilte die Gewerkschaft mit. "Jeder Standort, der geschlossen wird, führt zu einer weiteren Verödung unserer Innenstädte", kritisierte Vorstandsmitglied Silke Zimmer. "Das, was die Beschäftigten auszuhalten haben, geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus." Zimmer äußerte den Verdacht, dass geringere Umsatzerwartungen ausschlaggebend für die Standortentscheidungen für viele der betroffenen Filialen gewesen seien und nicht überteuerte Mieten.

"Tausende Beschäftigte haben die letzten Jahre auf erhebliche Gehaltsbestandteile verzichtet, um den Konzern zu retten. Sie haben es verdient, endlich Sicherheit für ihren Arbeitsplatz zu erhalten", sagte die Gewerkschafterin. Der neue Eigentümer müsse dafür in das Unternehmen investieren. Gemeinsam mit den Beschäftigten müsse ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickelt werden. "Wer fortlaufend nur auf Kostensenkung durch Personalabbau und Filialschließungen setzt, senkt die Attraktivität der Warenhäuser für die Kundinnen und Kunden und damit auch die Attraktivität der Innenstädte", sagte Zimmer.

Nächster Schritt im Insolvenzverfahren ist die Gläubigerversammlung Ende Mai

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang Januar infolge der Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko selbst einen Insolvenzantrag gestellt. Angesichts der Insolvenz Benkos waren zugesagte Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette nicht mehr geflossen.

Denkhaus und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche hatten daher die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele festgelegt. Am 10. April teilte der Konzern mit, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz die Kaufhauskette übernimmt.

Am 28. Mai findet die Gläubigerversammlung in der Messe Essen statt. Dann sollen die Gläubiger über den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel abstimmen. Erst durch ihre Zustimmung und die Bestätigung vor Gericht wird der Plan rechtskräftig. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen übergeben.