"Ich will ganz ehrlich zu dir sein", sagte der nicht mehr ganz junge, aber quirlige New York Times-Reporter Jason Farago zu mir, nachdem ich ihm fast eine Stunde lang auf Englisch erklärt hatte, dass mir ein aufrichtiger Philosemit immer noch lieber war als ein verlogener Antisemit, "ich hab für meine Berlin-Story auch Deborah zum Mittagessen getroffen!" "Deborah?" "Deborah Feldman!" Er sah mich aus seinen dunklen, verhangenen Augen erwartungsvoll an. Ich ahnte, dass er ahnte, dass ich für diese ehemalige Angehörige der ultraorthodoxen Brooklyner Satmar-Gemeinde genauso wenig übrighatte wie für ihre alte Gemeinde selbst, weil Ms. Feldman mit ihren hasserfüllten Israel-Beschimpfungen das Spiel von Kaiser Vespasian, Heinrich Treitschke und Tilo Jung spielte. "Feldman?", wiederholte ich. "Genau!" "Ich hab eine Theorie über sie!" Wieder dieses erwartungsvolle Augenklimpern. "Sie ist damals gar nicht aus Brooklyn geflohen", sagte ich, "ihre Leute haben sie einfach rausgeworfen, weil sie so eine Nervensäge ist!" Er lachte gepresst, aber ehrlich. Und ich sagte: "Schreib das in deinem Artikel! Bitte, schreib das unbedingt!"