Peter Günther ist ein gut informierter Mann. Gerade spaziert der 57-Jährige mit seiner Frau und den Nachbarshunden durch eine Einfamilienhaussiedlung in Oranienburg und sagt, er liebe Nachrichten. Lokalzeitung, Fernsehen, ständig suche er neue Informationen. Er wirkt nicht wie jemand, der das macht, um sich aufzuregen. Günther interessiert sich für Zusammenhänge, blickt ruhig und differenziert auf die Welt. In diesen Tagen aber ist er aufgebracht. "So viel Dilettantismus", sagt er, "ich kann das gar nicht glauben."

Denn berichtet wird gerade viel über seine Stadt in Brandenburg, 30 Bahnminuten nördlich von Berlin gelegen. Und es geht um ein Thema, das ebenso wichtig wie umstritten ist: die Zukunft der Stromversorgung. Seit knapp zwei Wochen ist Oranienburg in den Schlagzeilen, weil dort das Netz an seine Grenzen gestoßen ist. Ein Präzedenzfall? Jedenfalls gibt es keine neuen Anschlüsse, nicht für Privatpersonen, nicht für das Gewerbe. Laut den Stadtwerken sind die vielen neuen Wärmepumpen einer der Gründe. Die Bundesnetzagentur misst diesen hingegen nur eine untergeordnete Rolle bei. Stattdessen sei das schnelle Wachstum der Stadt ursächlich, vor allem die "um Jahre verspätete Planung" der Stadtwerke. So richtig schuld möchte keiner sein.