Mit 130 Millionen Mitgliedern ist Costco nicht gerade ein exklusiver Club. Dafür lockt der amerikanische Großhändler mit besonders niedrigen Preisen. Costcos Bestseller waren bisher Klopapier und Brathähnchen. Niemand verkauft mehr Broiler im Land. Doch das heißeste Produkt im Angebot von Costco sind derzeit Schweizer Goldbarren – dabei sind die gerade gar nicht günstig.

Costcos Schweizer Goldbarren sind Täfelchen aus einer Feinunze Gold von 24 Karat, die 31,1 Gramm wiegen. Auf ihnen ist die Glücksgöttin Fortuna eingraviert. Nur Mitglieder können das Gold bei Costco erwerben. Das Unternehmen gibt sich bedeckt, was Preise und Absatz angeht, doch ein Analyst der Bank Wells Fargo kalkulierte kürzlich, dass der Großhändler 200 Millionen Dollar Umsatz mit den Täfelchen macht – im Monat.

Aber es sind längst nicht nur Costco-Kunden, die nach Gold verlangen. Das zeigt der stetig steigende Preis am Weltmarkt. Am Dienstag notierte die Feinunze, die übliche Einheit, in der das Edelmetall gehandelt wird, bei 2.372 Dollar. Berücksichtigt man die Inflation, ist das zwar nicht der historisch höchste Preis, den erreichte das Edelmetall im Februar 1980, dennoch ist die Wertentwicklung der vergangenen Monate beachtlich. Allein seit März ist der Goldpreis um 377 Dollar oder 18 Prozent gestiegen.

Ein Grund dafür ist, da sind internationale Analysten einer Meinung, der Konflikt im Nahen Osten. Anleger fürchten, dass der Krieg zwischen Israel, der Hamas und nun vielleicht auch dem Iran weiter eskalieren könnte und in der Folge die Kurse an der Börse einbrechen. In solch turbulenten Zeiten betrachten Anleger Gold als sicheren Hafen. Es wirft zwar anders als Wertpapiere keine Rendite ab, dafür gilt es selbst in einer globalen Wirtschaftskrise als wertbeständig, weil sich dessen Preis nicht in direkter Abhängigkeit von Aktien oder Anleihen bewegt. Außerdem wird das Edelmetall bis heute überall in der Welt als Zahlungsmittel akzeptiert. Anders als Kryptowährungen, die von ihren Anhängern gern als digitale Form von Gold angepriesen werden.

16. April 2024

2.372

Dollar

Januar 2020

1.517

April 2014

1.327

Goldpreis in US-Dollar je Feinunze

ZEIT-GRAFIK/Quelle: Gold.de

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Ein weiterer Grund für die steigende Gold-Nachfrage waren die hohen Inflationsraten, die mit dem Abklingen der Pandemie und dem Ausbruch des Ukrainekriegs zurückkehrten. Steigen die Preise für Brot und Butter schnell, verliert das Geld an Wert. Das beschädigt das Vertrauen in Währungen, die von Notenbanken ausgegeben werden. Gold bietet da eine Möglichkeit, sich gegen die Entwertung abzusichern.

Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Inflation, Goldpreis und Zentralbanken noch ein wenig komplizierter. Zuletzt erwarteten die Investmentprofis eigentlich, dass der Goldpreisanstieg von der US-Notenbank und deren Reaktion auf die nachlassende Teuerungsrate angetrieben würde. Man ging davon aus, dass die Fed schon bald die Zinsen senken würde. Damit würde der Dollar schwächer, und Anleger hätten wieder einen Grund, ins Gold zu flüchten. Weil die Inflation zuletzt aber wiederholt höher ausfiel als erwartet, sind die Leitzinssenkungen der Fed erst einmal vom Tisch. Und damit auch der gute Grund, weiter aufs Gold zu setzen.

Dass dessen Preis trotzdem steigt und steigt, liegt nicht zuletzt an China. Dort kaufen das Edelmetall nicht nur viele Privatleute, sondern vor allem die People’s Bank of China, kurz PBoC. Es ist Teil der Strategie der chinesischen Zentralbank, sich zunehmend vom US-Dollar zu lösen. Bisher hält die PBoC – wie die meisten Notenbanken der Welt – den größten Teil ihrer Reserven in der US-amerikanischen Währung. Seit November 2022 hat die chinesische Zentralbank jedoch jeden Monat ihre Goldreserven erhöht.

Die aus Gold hergestellte Kreation "The Royal Gold Dragon Barge" in einem Raum des Juweliers Chow Tai Fook im südchinesischen Foshan, aufgenommen im Januar 2024 © AFP/​Getty Images

Um diese Entwicklung zu verstehen, muss man ins Jahr 2014 zurückgehen: Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim hatte der russische Präsident Wladimir Putin seine Zentralbankchefin angewiesen, das Land gegen mögliche Sanktionen zu wappnen. Dabei sollten Devisenreserven einen wichtigen Beitrag leisten. Man finanzierte sie unter anderem aus den Einnahmen der lukrativen Energieexporte, auch nach Deutschland. Putins Problem: Auf einen großen Teil dieser Devisen – neben Dollar, vor allem Euro und Yen – kann er seit Februar 2022 nicht mehr zugreifen. Die USA und ihre Verbündeten haben kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Auslandskonten der Moskauer Zentralbank eingefroren.

Nun ist es nicht neu, dass die USA Devisenreserven unliebsamer Regimes blockieren. Doch bisher waren vor allem politisch instabile Rohstofflieferanten wie der Iran oder Venezuela davon betroffen. Länder, die weder im globalen Handel noch im Finanzsystem eine wichtige Rolle spielen. Russland jedoch hat eine andere Dimension, seine Auslandsreserven belaufen sich auf knapp 640 Milliarden Dollar. Die Sanktionen gegen Putin haben daher andere Länder aufgeschreckt.

Auch die Zentralbanken der Brics-Staaten, zu denen neben Brasilien und Indien auch China und Russland gehören, würden deshalb versuchen, sich vom US-Dollar abzuwenden, sagt Steve Hanke, Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore. Er berät seit Jahrzehnten Entwicklungsländer bei Währungsreformen. Doch die Reserven in eine andere Währung umzuschichten, ist nur begrenzt möglich. Nach wie vor ist der Dollar die unumstrittene Leitwährung, 80 Prozent des Welthandels werden in Dollar abgewickelt. Da bleibt nur noch Gold, um das Portfolio zu diversifizieren.

Hanke glaubt, dass die Nachfrage der Zentralbanken den Goldpreis weiterhin nach oben treiben wird. Schon gibt es Prognosen von Analysten verschiedener Investmentbanken, die den Preis pro Unze bis spätestens 2025 bei über 3.000 Dollar sehen. Doch auch wenn Gold als sicherer Hafen gilt, ohne Risiko ist die Anlage nicht.